Alle fünf Jahre wird der Deutsche Fachwerkpreis zur besonderen Heraushebung von bedeutenden und besonders gut gelösten Fachwerksanierungen verliehen. Bewerben können sich die Eigentümer von Fachwerkbauten in den Mitgliedsstädten der ADF.
Zum 50-jährigen Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte (kurz: ADF) wird der Deutsche Fachwerkpreis als Jubiläumspreis in den beiden Kategorien für die Sanierung von einzelnen Fachwerkgebäuden und zum anderen für zukunftsweisende Initiativen von Fachwerkstädten vergeben.
2025 wird die ADF 50 Jahre alt, sie hat vor allem 50 Jahre erfolgreiches Wirken hinter sich. Der Deutsche Fachwerkpreis wird deshalb im Jubiläumsjahr nach Preisverleihungen 2001, 2004, 2009, 2015 und 2020 im Jahr 2025 zum sechsten Mal und als Jubiläumspreis vergeben. Die Auschreibung richtet sich zum einen an Fachwerkhausbesitzer für herausragende Sanierungen ihrer Fachwerkgebäude und zum anderen an Fachwerkstädte als Kommunen für besonders innovative Ideen und Konzepte zur Zukunft ihrer Fachwerkstadt.
Die ADF gibt Impulse und führt Initiativen zur Bewusstmachung des historischen Fachwerks seit annährend 50 Jahren durch. Alle Maßnahmen dienen zur Revitalisierung von einzelnen Gebäuden wie den Fachwerkstädten und weitergehend dazu, unsere Fachwerkstädte zukunftsfähig zu machen.
Am 15. Mai 2025 fand im Historischen Rathaus in Duderstadt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte im feierlichen Rahmen die Preisverleihung des Deutschen Fachwerkpreises statt.
Präambel zur Preisverleihung
Prof. Manfred Gerner
Herzlich willkommen zur Preisverleihung des Deutschen Fachwerkpreises 2025, seit 2000 die 6. Preisverleihung. Wir freuen uns über die besonders hohe Qualität der eingereichten Arbeiten und das hohe Niveau der Fachwerksanierungen.
Es gab 25 Städte, die Interesse mit einem konkreten Projekt zeigten, 19 Beiträge wurden eingereicht und wir haben heute das Vergnügen, 15 Beiträge über Deutschland verteilt auszuzeichnen, 6 davon im Bereich der öffentlichen Hand und 9 von privaten Eigentümern. Wegen des in diesem Wettbewerbsverfahren neuen Verhältnisses mit relativ vielen Beiträgen der öffentlichen Hand haben wir zwei Preiskategorien gebildet: Die erste für die "Öffentliche Hand" und die zweite für "Private Eigentümer".
Im Ergebnis zeigt der Deutsche Fachwerkpreis 2025, dass Fachwerk in Form vieler sanierter und zeitgemäß ausgestatteter Fachwerkgebäude zu einer neuen Lebensart geworden ist, zum lifestyle Fachwerk.
Die Beispiele, d. h. die preisgekrönten Arbeiten, zeigen weiter: Eigentümer, Architekten, Ingenieure, Zimmermeister und all die anderen Handwerker sowie die Nutzer spüren die Vorteile der historischen Fachwerkgebäude auf und setzen sie mit dem Standard unserer Tage in eine Symbiose, deren Qualität weit über durchschnittlichem Bauen liegt. Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge wurden vorgeprüft und dazu die Objekte, bis auf zwei Ausnahmen, in Ortsbesichtigungen eingehend in Augenschein genommen. Wir hätten zahlreiche erste Preise vergeben können oder müssen und so hatte die Jury bei der Bewertung eine schwere Aufgabe. Die Jury bestand aus:
- Frau Dr. Katharina Benak, Landesamt für Denkmalpflege Hessen
- Frau Melanie Nüsch, Beratungsstelle für Handwerk und Denkmapflege
- Herrn Dipl.-Ing. Uli Thümmler, Propstei Johannesberg gGmbH
- Herrn Maurermeister Bernhard Gaul
- Herrn Hans Benner, Vorsitzender der ADF
- Herrn Volker Holzberg, Vorsitzender des Marketingausschusses der DFS und
- Herrn Prof. Manfred Gerner als Vorsitzenden.
Wir haben auf Empfehlung der Jury das Preisvolumen vergrößert, sodass wir heute für die Preisträger aus dem Kreis der Kommunen und "öffentlichen Hand" drei Auszeichnungen und drei Preise verleihen können und für die "privaten Eigentümer" vier Anerkennungen, drei dritte Preise mit jeweils 1.000 €, einen zweiten Preis mit 2.000 € und einen ersten Preis mit 3.000 € dotiert, verleihen werden.
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Botschaft
Noch einmal allen Preisträgern herzliche Glückwünsche, in welcher Funktion sie auch immer hier sind, für außerordentliche Leistungen. Ich wünsche Ihnen Glück und Freude in und mit den preisgekrönten Fachwerkgebäuden.
Und Ihnen allen darf ich noch ein Wort mit auf den Weg geben, eine Botschaft:
Die Ergebnisse dieses Wettbewerbs zeigen uns,
- dass Fachwerkgebäude gut sanierbar sind
- dass Fachwerkgebäude alle Anforderungen für ein gesundes, stabiles Klima erfüllen können,
- dass Fachwerkgebäude außerordentliche Beiträge zu unserer Kultur geliefert haben und liefern und deshalb neben ihrem materiellen Wert einen hohen immateriellen Wert innehaben
- dass in Fachwerkgebäuden ein hoher Wohnwert schlummert
Insgesamt zeigen uns die Beiträge, dass wir, wir vom Fachwerk, wir alle, hoffnungsvoll, aber auch tatkräftig in die Zukunft schauen und wirken können und müssen, dass Fachwerkgebäude eine Zukunft haben – und dies auch in schwierigen Zeiten.
Schwebdaer Hof Treffurt, Ziddelstraße 17a |
Laudatio Treffurt, das seinen Ursprung den drei Furten durch die Werra verdankt, ist reich an Adelshöfen. Da sind zunächst einmal die drei großen Höfe der drei Stadtherren, die Treffurt in einer Kondominatsherrschaft ab 1337 bis ins 19. Jahrhundert regierten: Der Sächsische Hof, der Mainzer Hof und der Hessische Hof, alle in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut. Der Hessische Hof machte in den letzten Jahren von sich reden, da im Zusammenhang mit der dringenden Sanierung eine neue Nutzung ins Auge gefasst wurde: die „Internationale Bildungsakademie für traditionelles Handwerk“. Zu den Adelshöfen im Stadtzentrum gehören der „Trott’sche Hof“ und der „Schwebdaer Hof“. Der Schwebdaer Hof wurde 1601 als Burgsitz errichtet, diente in den vergangenen Jahrzehnten als Basis einer Möbelfabrik in den Anbauten, einem kleinen Textilgeschäft und zum Wohnen. Es stellte sich die Frage nach der Nutzung und/oder dem Investor für einen relativ großen Bau, ein herausragendes Kulturdenkmal im Stadtzentrum. Das Problem wurde sehr erfolgreich gelöst. Nach der Festlegung der Nutzung: Ein Fahrradhotel für das Werratal wurde die schwierige Aufgabe, die Nutzung, den Denkmalerhalt und den Klimaschutz neben einer Reihe weiterer Forderungen unter einem Dach zu vereinen von einem interdisziplinären Planungsteam unter Federführung des Architekturbüros Angela Leinhos in Angriff genommen. Nach dem Rückbau der Möbelfabrik, der Schaufensteranlage und allen neuzeitlichen Einbauten wurde das Gebäude und vor allem die original erhaltenen Teile unter „statisch-konstruktiven, funktionellen, gestalterischen und denkmalpflegerischen Aspekten“ gesichert, danach die Fachwerk- und Deckenkonstruktion repariert bzw. ergänzt. Dann begann ein sehr behutsamer Ausbau, der nicht nur höchste denkmalpflegerische Ansprüche erfüllte, sondern auch die Anforderungen an den Hotel- und Fahrradhotelbetrieb als Inklusionsbetrieb, in welchem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Dazu wurde das Gebäude barrierearm gestaltet, weitestgehend energetisch ertüchtigt, der originale Deckenstuck erhalten und ergänzt, die Fassadenfassung nach historischem Befund ausgeführt, im Restaurantbereich die Fachwerkkonstruktion offen dargestellt und die Gästezimmer individuell von dem Künstler Matthias Garff gestaltet und z. B. jedes Zimmer mit einem Tiersymbol markiert, um auch den behinderten Mitarbeitern die Orientierung zu erleichtern. Im Ergebnis wurde ein großes, historisches Gebäude in der Stadtmitte, nicht nur mit irgendeiner Nutzung gefüllt, sondern es werden die sozial anspruchsvolle Nutzung und die Denkmalerhaltung gepaart mit Stadtgestaltung, Tourismus und moderner Raumgestaltung sowie die dringende Energieeinsparung in einer harmonischen Einheit verknüpft. Für die Einrichtung eines Hotels/Fahrradhotels mit zertifiziertem Inklusionsbetrieb in Verbindung mit der vorbildlichen, den Denkmalschutz, den Klimaschutz und eine sensible Nutzung einschließenden Sanierung des Fachwerkhauses Schwebdaer Hof, Ziddelstraße 17a in Treffurt und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der Stadt Treffurt in der Kategorie „Öffentliche Hand“ den 1. Preis. |
Barockes Fachwerkhaus, Quedlinburg - Steinweg 34 |
Laudatio Prof. Gerner Die Welterbestadt Quedlinburg verfügt über einen reichen Fachwerkbestand mit mehr als 1.300 Fachwerkgebäuden aus fünf Jahrhunderten in der Alt- und Neustadt, wobei diese „Neustadt“ auch bereits im 13. Jahrhundert gegründet wurde. In der Neustadt, am Steinweg 34, liegt das viergeschossige barocke Wohnhaus, das der Zimmermeister Andreas Zacharias 1714 bis 1718 errichtet hat. Das auch für Quedlinburger Verhältnisse große Gebäude wurde in einer Aufschwungphase des Quedlinburger Fachwerkbaus errichtet, dessen typische Merkmale insbesondere ab 1632 die „Quedlinburger Pyramidenköpfe“ und die Zierausfachungen der Gefachausmauerungen sind. Insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten war das stolze Barockgebäude durch zahlreiche Umbauten und Veränderungen, vor allem aber eine über große Strecken unterlassene Bauunterhaltung weit heruntergekommen. Dabei ist es nicht ganz einfach, für ein solch großes Gebäude in einem solchen Zustand, einen Investor oder Liebhaber zu finden. Deshalb spielt bei dieser Sanierung das soziale Engagement vieler Beteiligter wie des Deutschen Roten Kreuzes, der Stadt Quedlinburg und des abq architektenbüros quedlinburg eine besondere Rolle. Das Gebäude liegt in einem Quartier, in welchem das Deutsche Rote Kreuz bereits eine Reihe von Gebäuden erworben und Seniorenpflegeheime, betreute Wohnungen und ambulante Pflegedienste eingerichtet hat. Jetzt wurde auch das Fachwerkhaus Steinweg 34 vom Deutschen Roten Kreuz gekauft, um weitere Wohnungen zum ambulanten betreuten Wohnen einzurichten. Diesem Ziel wurde die sorgsame und sensible Planung durch die Architektin Jerx angepasst, wobei neben dem betreuten Wohnen und dem Denkmalerhalt dem Klimaschutz besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Statt älterer Anbauten wurde auf der Rückseite ein neuer Anbau errichtet und zwischen dem historischen Fachwerkhaus und dem Neubau eine Aufzugsanlage eingebaut, sodass alle Wohnungen barrierefrei erreichbar sind. Die Wohnungen wurden modern eingerichtet und soweit wie möglich das „Wohnen im Fachwerk“ durch freigelegte Fachwerkwände deutlich gemacht. Der Hauseingangsbereich und die Barocktreppe wurden im Originalzustand restauriert und dabei ein Ausschnitt des ehemaligen Estrichs mit der Baujahreszahl 1718 eingefügt. Die Fachwerksubstanz wurde sorgfältig repariert und wo notwendig wieder ergänzt, das Dach mit historischen Linkskrempern eingedeckt und die farbliche Fassung an die ursprüngliche Farbgebung angeknüpft, sorgfältig ausgeführt. Herausragend bei der Maßnahme ist aber das Gesamtkonzept: Für ältere oder behinderte Menschen eine neue Heimat, nicht am Stadtrand, sondern mitten „im Leben“, mitten in der Stadt in qualitätvollen, modernen Wohnungen zu schaffen und hierbei durch die örtliche Nähe verschiedener Pflegeeinrichtungen bedeutende Synergieeffekte für eine gute Pflege zu erzielen. Für die Schaffung von zwölf qualitätvollen Wohnungen für „ambulant betreutes Wohnen“ im Stadtzentrum von Quedlinburg, vor allem für die sensible und alle Denkmaleigenschaften beinhaltende sowie den Klimaschutz ausdrücklich berücksichtigende Sanierung des barocken Fachwerkgebäudes Steinweg 34 in Quedlinburg und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte dem Deutschen Roten Kreuz Kreisverband Quedlinburg/Halberstadt in der Kategorie „Öffentliche Hand“ den 2. Preis.
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Einbeck, Gemeindehaus und Gartensaal der Evangelischen-lutherischen Kirchengemeinde Stiftsplatz 9 |
Laudatio Prof. M. Gerner Aus strukturellen Gründen wurden die vier Einbecker Stadt- und Landgemeinden St. Alexandri, St. Jacobi, St. Marien und St. Nicolai zusammengeschlossen und der erhöhte Raumbedarf für das Gemeindezentrum in dem vorhandenen klassizistischen Fachwerkhaus und einem Saalneubau realisiert. Das Fachwerkhaus in einer sehr soliden Konstruktion mit starken Holzdimensionen wurde von 1794 bis 1797 von einem bürgerlichen Bauherren mit dem wesentlichen Merkmal des klassischen flachen Zwerchgiebels zur Stadtseite errichtet und seit 1806 als Superintendentur genutzt. Um bei der Umnutzung und der Erweiterung ein optimales Ergebnis zu erzielen, schrieb die Kirchengemeinde einen Realisierungswettbewerb aus, der eng, die für die Gemeinde wichtigsten Anforderungen wie „eine bestandsorientierte Planung“ zur Erhaltung möglichst großer Teile der Originalsubstanz, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und den Einsatz möglichst natürlicher Baustoffe vorschrieb. Den Wettbewerb gewann das Architekturbüro Nehse & Gerstein, Hannover und setzte die Vorstellung der Gemeinde entsprechend um. Das Ergebnis der sehr sorgfältig von der Gemeinde begleiteten Planung und Durchführung überzeugt mit der Gesamtkomposition als „Ort der Besinnung“ mit der Münsterkirche, dem Gemeindezentrum, bestehend aus dem Fachwerkgebäude und dem angebauten Gartensaal sowie den Freiflächen und wird so der Lage auf der Keimzelle der Stadt Einbeck mit dem Kanonikerstift St. Alexandri aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gerecht. Aber es überzeugen auch die Details der Anlage in einer insgesamt außergewöhnlich hohen denkmalpflegerischen und handwerklichen Qualität. Dazu gehört die teilweise Freilegung und Sichtbarmachung des Fachwerkgefüges ebenso wie die Restaurierung der originalen Türen samt deren Beschlägen und noch mehr die Freilegung der ursprünglichen in einem feinen Maßstab ausgeführte Treppenanlage des Fachwerkbaus. Es zählen dazu aber auch die Anbindung an den neuen Saal und dessen Konstruktion mit Bezug auf den Fachwerkbau in Holzrahmenbauweise, teilweise verglast und teilweise mit Holzelementen ausgefacht und weitere Eigenschaften und Fakten wie die Barrierefreiheit, die Verwendung ökologischer Dämmmaterialien und die Maßnahmen zu einem sehr geringen Energieverbrauch. Alles in allem wurde eine höchstmögliche Qualität von der Einbindung des Gemeindezentrums in das Stadtbild bis zur Gestaltung der Funktionsräume in den Gebäuden erzielt, die ein lebendiges Gemeindeleben fördert. Für die außerordentliche Lösung zur Schaffung des Zentrums für eine neu zusammenwachsende Gemeinde mit der sensiblen auf die Authentizität und Originalität zielenden Sanierung des Fachwerkhauses Stiftsplatz 9 in Einbeck und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Einbeck in der Kategorie „Öffentliche Hand“ den 3. Preis. |
„Kachelsche Haus“ Bietigheim-Bissingen, Schieringerstraße 16 + 18 |
Laudatio Prof. Gerner Auf der Basis einer Furt über die Enz entstand bereits früh die Siedlung Bietigheim. 789 wurde sie erstmals erwähnt, 1364 zur Stadt erhoben, strebte sie schnell aufwärts, entwickelte sich zu einer wohlhabenden Stadt. In dieser aufstrebenden Epoche Bietigheims wurde in den Jahren 1536/37 das „Kachelsche Haus“ errichtet. Der Bauherr war wohl Michael Kachel, der Wirt der Schildwirtschaft „Zum schwarzen Adler“ vor dem unteren Tor. Dieses Tor begeistert heute mit einer schönen, mit „Schwäb’schen Waible“ ausgesteiften, Fachwerkwand zur Stadtseite. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1689, wurde das Fachwerkhaus mit einem Anbau erweitert. Viele Reparaturen und Sanierungen gingen über das Haus, herausragend die von 1746 und 1988/89, letztere mit dramatischen Folgen. Das repräsentative als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ eingestufte dreigeschossige Fachwerkhaus zeigt im Straßengiebel wie auch am Anbau feinste Renaissanceverzimmerung, wohlproportioniert mit großen, jeweils mehrere Fenster zusammenfassenden Fenstererkern und im Innern bis heute noch die Reste ebenso feiner Renaissancebemalung. In der Sanierungsphase 1988/89 wurde mit neuen Materialien und neuen Metho-den experimentiert – mit der Folge erheblicher Schäden an der Fachwerkkonstruktion, die es jetzt mit einer neuerlichen Sanierung zu beheben galt. Anlässlich der Sanierung in den Jahren 2023 bis 2024 mussten nicht nur alle Mal- und Spachtelschichten abgenommen, sondern das Fachwerk des Straßengiebels weitgehend ausgewechselt werden. Die Sanierung, in welche man auch das Nachbarhaus Schieringerstraße 16 einbezog, wurde, von den Zimmerarbeiten beginnend, über die Ausmauerung und die hervorragende Dämmung bis zur Rekonstruktion der Farbfassung sorgsam geplant, mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt und handwerklich herausragend realisiert. Die Farbfassungen der Fachwerkhäuser Schieringerstraße 16, 18 und 20 zeigen mit Goldocker, Englischrot und Grau die drei, von der Renaissance bis zum Barock im Wesentlichen verwendeten Farbtöne in Baden-Württemberg und stehen hier musterhaft nebeneinander. Für die handwerklich herausragende Sanierung eines Fachwerkhauses in feinster Renaissanceverzimmerung mit dem Austausch zahlreicher Fachwerkhölzer, insbesondere der Straßenfassade und der komplett neuen Farbfassung des Fachwerkgebäudekomplexes „Kachelsches Haus“ aus den Jahren 1536/37 Schieringerstraße 16 + 18 in Bietigheim-Bissingen und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der Bietigheimer Wohnbau GmbH in der Kategorie „Öffentliche Hand“ diese Auszeichnung. |
Das Haus der Geschichte Homberg (Efze), Marktplatz 16 |
Laudatio Die Stadt Homberg (Efze) in Nordhessen verfügt über einen großen und herausragenden, ungestörten historischen Marktplatz, der bis heute das Zentrum der Stadt, das Zentrum allen städtischen Lebens ist. Gesäumt wird dieser Marktplatz u. a. von der kirchengeschichtlich bedeutenden Sankt Marienkirche, dem Fachwerkrathaus, dem fachwerkgeschichtlich herausragenden Gasthaus „Zur Krone“ aus dem Jahr 1480 und dem mit vier Stockwerken außergewöhnlich großen Bürgerhaus Marktplatz 16. In diesem Kontext steht die durchgreifende Sanierung dieses Fachwerkgebäudes der ehemaligen Engel-Apotheke und die Umnutzung des Gebäudes zum „Haus der Geschichte“. Das stattliche Bürgerhaus, als Einzeldenkmal klassifiziert, in kompromissloser Fachwerkkonstruktion über dem massiven Erdgeschoss wurde 1668, in der Erholungsphase nach dem Dreißigjährigen Krieg, errichtet und diente seitdem und bis zur Umnutzung als Apotheke und Wohnung der Apothekerfamilien. Kernstück der Sanierungsmaßnahme ist der Einbau eines gemeinsamen barrierefreien Treppenhauses im Nachbargebäude Obertorstraße 1 zur Erschließung der beiden Gebäude Marktplatz 16 und Obertorstraße 1, mit einem ebenerdigen Zugang vom Marktplatz. Die Umnutzung war die Basis für museale Einrichtungen wie das „Haus der Reformation“ und das Bergbaumuseum sowie Räume für alle geschichtstragenden Vereine Hombergs. Mit den musealen und geschichtstragenden Einrichtungen wird der Marktplatz als Stadtzentrum weiter aktiviert. Das Fachwerkhaus – ganz aus Eichenholz – ist in kräftigen Dimensionen verzimmert. Die Sanierungsmaßnahmen wurden behutsam und denkmalgerecht durchgeführt. Alle Fassaden wurden überarbeitet und kontrastreich in einem dunklen blau-grau und weiß neu gefasst. Die Gesimse wurden hellgrau betont, wobei die Köpfe der Deckenbalken eine rote Fassung erhielten. Insbesondere im ersten Obergeschoss wurden die Innenwände teilweise nicht ausgefacht, sodass die Fachwerkkonstruktion gut sichtbar ist. Das Fachwerk ist dadurch nicht nur ein Gehäuse für Hombergs Geschichte, sondern präsentiert sich gut erlebbar selbst als ein Stück Homberger Geschichte mit Anschauungsmaterial für die hohe Zimmererkunst nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die Originalfenster des Marktplatzgiebels wurden erhalten und erhielten zusätzliche Innenfenster, sodass Kastenfenster mit guten bauphysikalischen Werten entstanden. Die Erdgeschossheizung erfolgt durch Bodenheizung, mit Erdgas in Gasbrennwertthermen, darüber hinaus können beide Gebäude bei Bedarf an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden. Durch den Einbau von nur einem Treppenhaus mit Aufzug für die beiden Gebäude Marktplatz 16 und Obertorstraße 1 sowie eine gemeinsame Heizungsanlage werden bedeutende Synergieeffekte erzielt. Mit dem „Haus der Geschichte“ ist der Stadtverwaltung mit Unterstützung des Architekturbüros Hess aus Neuenstein-Mühlbach ein „großer Wurf“ für die weitere Stadtentwicklung und für die Bürger gelungen. Für die Umnutzung der ehemaligen Engel’schen Apotheke zum „Haus der Geschichte“ und den sorgfältigen Arbeiten mit einem herausragenden denkmalpflegerischen und handwerk-lichen Ergebnis bei der Sanierung des Fachwerkhauses Marktplatz 16 in Homberg (Efze) und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der Stadt Homberg (Efze) in der Kategorie „Öffentliche Hand“ diese Auszeichnung. |
Das Krummelsche Haus Wernigerode, Breite Straße 70 - 72 |
Laudatio Prof. Gerner Wernigerode! Hermann Löns nannte sie die „bunte Stadt am Harz“ und sie hat einschließlich ihres Schlosses einen Fachwerkflair, der bereits im Jahre 1900 „596 Sommerfrischler“ nach Wernigerode lockte. Hauptstraße und Marktstraße von Wernigerode ist die Breite Straße, die als große Achse vom Rathaus beginnend nach Osten führt. An dieser Straße liegt neben anderen bedeutenden Denkmalen wie dem „Café Wien“, der „Krellschen Schmiede“ und den Resten des “Faulbaumschen Hauses“ auch das „Krummelsche Haus“. 1674 ließ der Kornhändler Henricus Krummel und seine Frau Anna Borchert das Haus Breite Straße 72 errichten, wobei er nicht nur die Fachwerkkonstruktion in Auftrag gab, sondern auch ein geschnitztes Bildprogramm. Mit den Bildtafeln wollte der Bauherr nicht nur sein Fachwerkhaus schmücken, sondern auch seinen Wohlstand und seine Weltgewandtheit zum Ausdruck bringen. Deshalb gehörten die Darstellungen von Aufklärung und moralischen Ansprüchen zum Auftragsinhalt. Die zehn Bildtafeln stellen allegorisch personifizierte Motive dar, wobei die vier Tafeln zu vier Erdteilen auf Kupferstichvorlagen des Antwerpener Kupferstechers Adrian Collaert zurückzuführen sind. Das Erdgeschoss des Hauses war ursprünglich eine Brauerei mit großem Einfahrtstor für die Sudpfanne und wurde mehrfach umgebaut, zuletzt 1875 von Seilermeister Wilhelm Gerlitz, der in dieser Zeit auch den Schnitzschmuck im Erdgeschoss fortsetzen ließ. Um 1900 wurde das Nachbarhaus Breite Straße 70 neu mit gründerzeitlichen Ansprüchen und Proportionen errichtet, mit anderen Stockwerkshöhen und einem vollkommen anderen Maßstab und Stil: auf die Zukunft gerichtet. Inzwischen sind die beiden Gebäude eines Eigentümers in die Jahre gekommen und konnten neuen Bestimmungen wie dem Brandschutz nicht mehr entsprechen, d. h. die Nutzung der Obergeschosse war nicht mehr möglich. Hier setzte die neuerliche Sanierung mit sehr komplizierten Aufgabenstellungen ein. Es galt, die beiden Gebäude bei strengen denkmalpflegerischen Vorgaben in ihrer jeweiligen Eigenart so umzubauen und umzugestalten, dass die Wohnungen in den Obergeschossen wieder nutzbar wurden. Dabei wurde das Kunststück vollbracht, die Mindestanforderung für den Brandschutz und insbesondere für das bedeutende Barockdenkmal die Mindestanforderungen für den Denkmalschutz zu erfüllen sowie zwei neue Nutzungen für die Erdgeschosse und vier moderne Zweiraumwohnungen zu schaffen. Dies wurde mit einer fein abgestimmten Planung mit kreativen Lösungen für den Brandschutz, mehr aber noch mit handwerklichen und restauratorischen Höchstleistungen realisiert. Für die außergewöhnliche Lösung einer außergewöhnlichen Aufgabe bei zwei Fachwerkgebäuden mit einem Altersunterschied von mehr als 200 Jahren mit einer kreativen Planung und außerordentlichen, handwerklichen und restauratorischen Leistungen mit Unterstützung des Architekten Rudolf Köhler und der Stadtverwaltung Wernigerode bei der Sanierung des Krummelschen Hauses (Breite Straße 72) und des Fachwerkhauses Breite Straße 70 in Wernigeorde und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH in der Kategorie „Öffentliche Hand“ diese Auszeichnung. |
„Hugenottenhaus“ Ebersbach-Neugersdorf, Oststraße 28/30 |
Laudatio Prof. Gerner Das sogenannte „Hugenottenhaus“ ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel des besonderen Haustyps der Umgebindehäuser, sondern hat eine mindestens ebenso beeindruckende, mehr aber noch dramatische Geschichte hinter sich. Inmitten Europas, im Dreiländereck Polen, Tschechien und Deutschland, also in den Gebieten, Schlesien, Böhmen und der Oberlausitz, gibt es heute, neben wenigen Umgebinden in anderen Regionen, eine noch weitgehend intakte Hauslandschaft mit Umgbindehäusern. Wesentliches Merkmal dieser Häuser ist ein in der Regel selbstständiger Baukörper in Blockbauweise im Erdgeschoss sowie diesem vorgelagerte (Umgebinde-) Ständer, die die Lasten eines oberen Geschosses, meist als Fachwerk ausgeführt, und/oder des Daches direkt in das Fundament abtragen. Am Oberlauf der Spree wurde 1603 das Umgebindehaus, das im Volksmund als „Hugenottenhaus“ bezeichnet wird, als Geschossbau mit einer Blockstube und dem Obergeschoss in Fachwerk errichtet. Das Haus gilt als eines der ältesten erhaltenen Umgebindehäuser der sächsischen Oberlausitz. Ob es tatsächlich Hugenotten waren, die das Haus errichteten, ist nicht belegt. Zu den besonderen Merkmalen des stolzen Umge-bindehauses zählen seine Größe, die Konstruktion in Geschossbauweise mit Langständern und dem Kreuzstrebenfachwerk, das steile Dach und die vierzonige Grundrissteilung mit Stube, Flur, den Kammern und der Durchfahrt. Wahrscheinlich wegen des Hochwassers der Spree waren 1830 die Blockstube und die Umgebindeständer auf der Stubenseite so stark angegriffen, dass die Blockstube ausgewechselt werden musste. Dabei wurden die Langständer abgesägt und durch stockwerkshohe Ständer ersetzt. Bis 1982 wurde das Haus bewohnt. In diesem Jahr wurde es durch einen schweren Brand unbewohnbar und stand seitdem leer. Der Zustand des Gebäudes verschlechterte sich schnell und 1989 bereitete die Stadtverwaltung den Abriss vor, um zum 40. Jahrestag der DDR das Schicksal des Hauses mit der „Grundstücksbereinigung“ abzuschließen. Parallel versuchten Mitte der 80er Jahre engagierte Umgebindefreunde sich für das Haus einzusetzen: Allen voran Helmut Richter aus Herford, Hausforscher aus Passion, der das hohe Alter und den Wert des Umgebindebaus früh erkannte. Er wandte sich an den Kulturbund der DDR und weckte das Interesse. 1988 bildete sich eine Arbeitsgruppe, die für das Haus kämpfe und 1989 konnten Sicherungsmaßnahmen beginnen. Erst 1992 konnte die Fachwerk- und Dachsicherung durchgehend ausgeführt werden und diese Maßnahmen waren 1997 abgeschlossen. Es folgten zwei Eigentümerwechsel – das bedeutende Umgebindehaus geriet schon wieder in Gefahr – und 2017 begann ein neuer Anfang mit einer Notsicherung. Der neue Eigentümer, André Schmitt, ließ das Grundbuch durch Ablösungen bereinigen, stellte alle entsprechenden Anträge, ließ erste Befunduntersuchungen durchführen und das Haus wie das Grundstück von Müll und Schutt befreien. Die sensible Planung und noch sensiblere Durchführung der Maßnahmen, die hier nur stichwortartig erfasst werden können, wurden vom Landesamt für Denkmalpflege Dresden, Dr. U. Rosner; Untere Denkmalschutzbehörde Görlitz, Frau S. Marcellino; der Stiftung Umgebindehaus A. Matthes und der Hochschule Zittau-Görlitz, Herrn Prof. Worbs und Frau Dr. Vogel sowie einer Reihe von Fachrestaura-toren begleitet. Bauherr und Begleitteam zielten darauf ab, den Ursprungszustand wieder herzustellen. Dazu wurden u. a. die folgenden Maßnahmen durchgeführt: - Einbringen einer Filterkiesschicht - Sperrschicht zu Böden, Sockel und Fundament; Natursteinwand an der Feuerstelle - Instandsetzung des Fachwerks und des Dachs, insbesondere Beseitigung der Brandschäden von 1980 - Reetdach mit Oberlausitzer First, Schornstein, Giebelschmuck, Windbrettern und geschnitzten Blitzschlangen - Wandaufbau mit Haferstroh, Lehm, Pferdemist, Blähton, Rohrmatten, Jute und Lehmputz, Holzverkleidung in den Räumen - Einschubdecken; Dämmung der Decke zum Dachboden - Restaurierung bzw. Rekonstruktion von Fenstern, Türen, Winterfenstern und Zierblenden - Einbau Kachelofen und Heizung mit Gasbrennwerttechnik - Restauratorische Fassung des gesamten Innenausbaus, dabei z. B. das Pigment „Lausitzer Ocker“ selbst hergestellt Grundsätzlich wurden für alle Farbfassungen nur natürliche Rohstoffe, Pigmente und Öle, Quark, Eier und Kalk verwendet. Alle darüber hinaus im Haus verwendeten Baustoffe sind ökologisch nachhaltig; Priorität hatte ein Materialkreislauf mit der Wiederverwendung der alten Baustoffe, um dabei soweit wie möglich Ressourcen zu sparen. Alle Arbeiten wurden mit außergewöhnlicher handwerklicher und denkmalpflegerischer Qualität von Fachfirmen, meist aus der Umgebung, ausgeführt. Ein Ausnahmefall im Sanierungsgeschehen, mehr als der Phönix aus der Asche, ein Umgebindehaus, das mehrfach schon mehr untergegangen als noch vorhanden war. Für die herausragende Sanierung bei Zurückführung aller Details auf die Bauzeit und sensibelste handwerkliche Ausführung des „Hugenottenhauses“ Oststraße 28/30 in Ebersbach-Neugersdorf und das große Engagement für das Fachwerk im Umgebindeland verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Herrn André Schmitt in der Kategorie „Private Eigentümer“ den
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„Unterpfarre“ Hornburg, Unterpfarrwinkel 5
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Laudatio Prof. Gerner Das Dorf Hornburg entstand als Siedlung um die namensgebende „Hornburg“, die im 10. Jahrhundert erstmals genannt wird. Im 11. Jahrhundert rückt Hornburg kurz in die Weltgeschichte, da Papst Clemens II 1005 in Hornburg geboren wurde und später dann von 1046 bis 1047 als Papst wirkte. Am Ende des Mittelalters, im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts erhielt Hornburg Stadtrechte und 1552 auch Marktrechte. Die Stadt gelangte bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges zu Wohlstand und in dieser Zeit wurden auch zahlreiche der bedeutenden Fachwerkhäuser Hornburgs errichtet. Es gehören dazu das: „Storchenhaus“ aus dem Jahre 1561 ebenso wie der prächtige Renaissancebau des „Neidhammelhauses“, 1563 erbaut. Und gerade noch vor Kriegsbeginn 1618 wurde auch die „Unterpfarre“, das Pfarrhaus der zweiten Pfarrstelle von der protestantischen Gemeinde der Kirche Beatae Marie Virginis für den Pfarrer Andreas Corvinus errichtet. Das Fachwerkhaus blieb Pfarrhaus bis zur Auflösung der zweiten Pfarrstelle 1922 und wurde von da an von der Gemeinde zu Wohnzwecken vermietet. „Nach dem Zweiten Weltkrieg erging von der Militärregierung eine Anweisung, den ungenutzten Raum im zweiten Obergeschoss des Hauses aufgrund der damaligen Wohnungsnot zu Wohnzwecken auszubauen. So entstanden unter erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz drei Kleinwohnungen.“ formulieren die heutigen Eigentümer in der Baube-schreibung. 1973 verkaufte die Gemeinde das Anwesen, es folgten schnelle Eigentümerwechsel, leider auch mit ungeeigneten Eingriffen in die bedeutende Fachwerksubstanz. Nach der Wiedervereinigung gab es für Hornburg – vorher unmittelbar an der Grenze liegend – einen großen Aufschwung. Diesen deutlich im Stadtbild wahrnehmbaren Aufschwung kommentierte Prof. Gerner in einer Veranstaltung mit Stadtdirektor Andreas Memmert und Bürgermeister Wolf-Rüdiger Rühe 2003 damit, dass Hornburg ein zweites „Rothenburg ob der Tauber“ werden könnte. 2018 hat die Familie Dres. Gabriele und Hartmut Krüner das Haus erworben und ein Sanierungskonzept mit den Architekten Urbisch, Osterwieck in Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden entwickelt, das vom Architekten Urbisch von 2020 bis 2022 umgesetzt wurde. In dieser Zeit wurde die „Unterpfarre“ als Einzeldenkmal im großen Ensemble der rund 400 Fachwerkhäuser eingetragen. In den vorgeschalteten Untersuchungen durch Elmar Arnhold wurden zahlreiche Befunde zu früheren Zuständen generiert und als Sanierungsziel der Zustand des Gebäudes zur Renaissancezeit festgelegt. Unterstützt wurden die Zielvorstellungen durch die Farbfas-sungsbefunde der Restauratorin Anja Stadler. Mit diesen Vorgaben begann eine mustergültige höchstqualitätvolle Sanierung, die alle historischen Bauteile und Befunde wie die Farbfassung von einzelnen Deckenbalken, die Eselsrücken über den Tür- und Lukenstürzen, Türen, Treppenauf- und -abgänge, weiter die Fenster und die Innengestaltung nicht nur berücksichtigte, sondern aufwertete. Dabei wurden die Nutzungsmöglichkeiten durch die mit einem Plattformaufzug geschaffene Barrierefreiheit erweitert. Alle denkmalpflegerischen Maßnahmen, von kleinsten Details bis zur Eindeckung des Daches mit Linkskrempern wurden auf das Sorgfältigste ausgeführt. Der ausgezeichnete Klimaschutz mit einem geringen CO2-Ausstoß wurde durch umfangreiche Wärmeschutzmaßnahmen mit (weit unter den gesetzlichen Forderungen liegenden) niedrigsten U-Werten und andererseits mit einer Wasserwärmepumpe und einer PV-Anlage auf der nicht einsehbaren Dachseite eines Nebengebäudes erzielt. Bei der Sanierung der „Unterpfarre“ wurden die Energieeinsparmaßnahmen, die Denkmalschutzanforderungen und die handwerklichen Lösungen für ein zeitgemäßes Wohnen in idealer Weise realisiert. Für die außergewöhnliche Sanierung der „Unterpfarre“, Unterpfarrwinkel 5 in Hornburg und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Familie Dres. Gabriele und Hartmut Krüner in der Kategorie „Private Eigentümer“ den 2. Preis. |
Prominenter Standort Kaufungen, Leipziger Straße 456
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Laudatio Prof. Gerner Auf einer Anhöhe über dem späteren Ort Oberkaufungen wurde zwischen 1008 und 1011 eine Kaiserpfalz errichtet, an deren Stelle bereits um 1017 das von Kaiserin Kunigunde gegründete Benediktinerinnenstift trat. Die Klosterkirche „Zum Heiligen Kreuz“, mit deren Bau 1017 begonnen wurde, wurde später die Pfarrkirche der Siedlung, die sich um das Kloster entwickelte. Die beiden Gemeinden, Nieder- und Oberkaufungen wurden zur Stadt Kaufungen vereinigt und sind durch die Leipziger Straße – die von Kassel nach Leipzig führt – verbunden. An einer prominenten städtebaulich exponierten Stelle der Leipziger Straße im Ortsteil Oberkaufungen gegenüber dem Rathaus steht das 1703 errichtete und als Einzeldenkmal ausgezeichnete Fachwerkhaus Leipziger Straße 465. Das Sanierungskonzept wurde von Architekt Hönig aus Kaufungen mit den Bauherren, der Familie Schweitzer/Birgel entwickelt und vom Architekten in einer umfassenden Planungs-, Umbau- und Modernisierungs-maßnahme realisiert. Das Fachwerkgebäude stand eine Reihe von Jahren leer und war stark sanierungsbedürftig. Besonders durch Dachundichtigkeiten und die Absenkung der nur noch teilweise vorhandenen Rückwand mussten gravierende konstruktive Schäden behoben werden. Die Maßnahmen begannen mit der statisch konstruktiven Ertüchtigung, d. h. Ergänzung und Reparatur der Fachwerk- und Deckenkonstruktion, in qualitätvoller Zimmererarbeit. Der dreizonige Ernhausgrundriss wurde beibehalten, ebenso wie der größte Teil der ursprünglichen Raumaufteilung. Die Rückwand musste komplett ausgewechselt werden. Um die Räume zu vergrößern wurde die neue Wand – abgesetzt von der ursprünglichen Wandflucht – um ca. 80 cm nach außen versetzt, darüber hinaus wurden die Fenster vergrößert. Durch das Absetzen wurden die Proportionen des Baues nicht gemindert. Soweit wie möglich wurden auch die vorhandenen Gefachefüllungen mit Stakung und Lehmschlag erhalten, nicht mehr vorhandene Gefache wurden mit Lehmziegeln ausgemauert. Über dem Wohnbereich im Erdgeschoss wurde ein Teil der Deckenfüllungen ausgebaut, um auf diese Weise einen lichtdurchfluteten Wohnraum zu erzielen. Der Außenputz wurde als mehrlagiger Luftkalkputz erstellt, die Rückwand senkrecht verschalt, dabei wurden die Fachwerkhölzer mit Leinölfarbe nach historischen Befunden gefasst. Die vorhandenen sprossenlosen Kunststofffenster wurden mit Holzfenstern mit Sprossenteilung ersetzt. Das Dach wurde in Abstimmung mit der Denkmalpflege mit Doppelmuldenfalz-ziegeln eingedeckt. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Klimaschutz gewidmet: Umfangreiche Dämmmaßnahmen, auf allen Außenwänden eine Wandflächenheizung in Lehmputz, Wärmepumpe mit geringen Vorlauftemperaturen und Unterstützung der Wärmepumpe durch eine PV-Anlage auf der nicht einsehbaren Dachfläche. Die Maßnahmen sind so umfassend, dass ein „KfW-Effizienzhaus Denkmal-Standard“ erzielt wurde. Insgesamt wurde eine denkmalpflegerisch, klimatechnisch und handwerklich sehr qualitätvolle Sanierung und die Schaffung moderner Wohnräume erreicht. Für den qualitätvollen Umbau und die Sanierungsmaßnahmen mit ausgezeichneten Ergebnissen zum Klimaschutz, Denkmalschutz und zeitgemäßem Wohnen am und im barocken Fachwerkhaus Leipziger Straße 456 in Kaufungen und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Familie Schweitzer/Birgel in der Kategorie „Private Eigentümer“ einen 3. Preis. |
Spechtsches Haus Eppingen, Altstadtstraße 11
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Laudatio Prof. Gerner Eppingen steht auf Besiedlungsspuren aus vorgeschichtlicher, d. h. keltischer und römischer Zeit. Um 1188 war Eppingen bereits Stadt, erlebte aber dann durch wechselnde Lehensverhältnisse sehr unruhige Jahrhunderte. Von 1813 bis 1924 war es Sitz des Amtsbezirks Eppingen. Dabei war Eppingen spätestens ab dem 14. Jahrhundert immer stolze Fachwerkstadt, was sich leicht durch die mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Bauten belegen lässt. Die Tatsache, dass Eppingen bis zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 schon über 80 vorher verputzte Fachwerkbauten freigelegt hatte und schon um die Jahrtausendwende einen Fachwerklehrpfad auf dem Weg von der Altstadt zum Bahnhof anlegen ließ, zeigt die Bedeutung, die Bürger und Stadtverwaltung ihrem Fachwerk beimessen. Die bedeutendste Straße mit Fachwerkbestand ist die Altstadtstraße mit so herausragenden Fachwerkgebäuden wie der „Ratsschänke“, einem Ständerbohlenbau aus dem Jahre 1388, die „Alte Universität , 1417 bis 1472, errichtet und das weit über Eppingen hinaus bekannte „Baumann’sche Haus“ aus den Jahren 1582/83. Nicht umsonst erhielt Eppingen den Beinamen „Das fränkische Rothenburg“ und nennt sich heute „Fachwerkstadt mit Pfiff“. In der Altstadtstraße 11 steht nahe dem Marktplatz das „Spechtsche Haus“ aus dem Jahre 1556. Das repräsentative Fachwerkhaus mit drei Vollgeschossen – wobei das Erdgeschoss teilweise untermauert ist – und zwei ausgebauten Dachgeschossen sowie einer Durchfahrt zur Erschließung der hinteren Gebäude wurde über dem Kellergewölbe eines Vorgängerbaus errichtet. Der feinverzimmerte Renaissancebau diente einer gehobenen Bürgerschicht. Die Verzimmerung zeigt noch deutlich alemannischen Einfluss, möglicherweise waren die durchgehenden befensterten Räume des ersten und zweiten Obergeschosses auf der rechten Seite ursprünglich Bohlenstuben oder doch zumindest mit Wänden, die mit Bohlen ausgefacht waren, versehen. Die geschweiften und profilierten Fußbänder – die Verstrebungsform mit „Schwäb’schen Kindle“ – zeigen diesen Einfluss deutlich, während das Fassadenbild des unteren Dachgeschosses mit den „Männern“ Einfluss aus dem mittleren Deutschland birgt. Alles in allem: Die prachtvolle Fassade eines Patrizierhauses. Die Sanierung folgte der Unternehmensphilosophie des Unternehmens Jako Baudenkmalpflege: „…, die erhaltene historische Substanz zu bewahren, fachgerecht durch unsere Restaurierungsexperten zu restaurieren und wiederherzustellen. Es wird dabei darauf geachtet, vorwiegend natürliche Materialien zu verwenden und möglichst wenig in die historische Bestandsstruktur einzugreifen. Historische Elemente wie Treppen, Fenster, Türen und Putze werden erhalten und restauriert. Schadhafte Hölzer werden nach traditioneller Zimmermannskunst restauriert und bleiben im Falle des sichtbaren Dachstuhls ablesbar.“ Diese Philosophie ist im Fachwerkhaus in der Altstadtstraße 11 heute 1:1 ablesbar: Von der Barrierearmut über das Treppenhaus, das Neu und Alt verbindet, die qualitätvollen Repa-raturen und Austauscharbeiten am Fachwerk, das Konzept für Dämmen, Heizen und den sparsamen Energieverbrauch bis zu der modernen Gestaltung der Wohnungen. Für die ausgezeichnete Sanierung des Patrizierhauses in Renaissanceverzimmerung mit den hervorragenden klimatechnischen, handwerklichen und denkmalpflegerischen Ergebnissen des Fachwerkhauses Altstadtstraße 11 in Eppingen und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Herrn Armin Budde in der Kategorie „Private Eigentümer“ einen 3. Preis. |
Kleinod der Frührenaissance Duderstadt, Haberstraße 12
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Laudatio Prof. Gerner Duderstadt ist eine im Mauerring nach der letzten großen Brandkatastrophe Anfang des 20. Jahrhunderts komplett und ohne wesentliche Störung erhaltene und gut gepflegte Fachwerkstadt. Herausragend sind dabei das älteste oder eines der ältesten Rathäuser Deutschlands und eine Reihe noch „mittelalterlicher“ Fachwerkbauten der Spätgotik und Frührenaissance. Die Bauzeit des ältesten Rathausteils geht auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück, die Fachwerkobergeschosse des heutigen Baus sind zwischen 1528 und 1539 entstanden. Zu den frühen nachmittelalterlichen Fachwerkhäusern gehört auch das Haus in der Haberstraße 12, das 1572 in der Frührenaissance mit den Architekturansprüchen der Renaissance, aber noch in gotischer Verzimmerungstechnik errichtet wurde. Das Fachwerkhaus war nicht nur schlecht gepflegt, sondern hatte im vergangenen Jahrhundert durch unsachgemäße Veränderungen mit ungeeigneten Materialien wie Glasbausteinen, Glaswollematten sowie emissionsbehafteten Pressspanplatten, Asbest-Gips-Verbundplatten und Asbestplatten stark gelitten. Diese „Zutaten“ wurden zunächst zurückgebaut und im Einvernehmen mit den Denkmalschutzbehörden und der Stadt Duderstadt das Sanierungskonzept entwickelt. Der Bauherr Prof. Dr. Ing. Victor Wesselak und seine Ehefrau Michaela stellten die Sanierung unter die Leitfrage: „Gelingt es, den Anforderungen des Denkmalschutzes, des Klimaschutzes sowie des modernen Wohnens gleichzeitig gerecht zu werden? Daraus wurden die wesentlichen Kernpunkte des Sanierungsplans und dessen Durchführung abgeleitet:
Die Arbeiten begannen mit dem Einbau einer neuen Schwelle unter der Straßenfassade, da die alte Schwelle unterhalb des Straßenniveaus lag und verrottet war, gefolgt von der kompletten Sanierung der Fachwerk- und Deckenkonstruktion bei sorgfältigstem Erhalt aller noch brauchbaren historischen Bauteile. Dabei wurden die beiden oberen, zu niedrigen Geschosse zu einem Raum zusammengefasst. Der weitere Ausbau folgte bis zur Farbgebung nach historischen Vorgaben. Die energetische Ertüchtigung wurde bis zu einem „KfW-Effizienzhaus 100-Standard“ erzielt. Für das Wagnis, einen frühneuzeitlichen Bau mit noch gotischem Gefüge wieder standsicher zu machen und dem erfolgreich gelungenen Ziel, den „Anforderungen des Klimaschutzes, des Denkmalschutzes sowie modernem Wohnen“ bei der Sanierung des Fachwerkhauses Haberstraße 12 in Duderstadt nachzukommen und das große Engagement für das Fachwerk verleiht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Frau Michaela und Herrn Prof. Dr.-Ing. Viktor Wesselak in der Kategorie „Private Eigentümer“ den 3. Preis.
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Das Haus an der Via Regia Steinau, Brüder-Grimm-Str. 31
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Laudatio Prof. Gerner Das Fachwerkhaus eines Ackerbürgers liegt unmittelbar an der ehemaligen Via Regia (die im Stadtbereich Steinaus aber als Geburtsstadt der Brüder Grimm Brüder-Grimm-Straße genannt wird). Die Via Regia, auch als „des Reiches Straße“ oder „Königsstraße“ bezeichnet, eine kaiserliche Geleitstraße, heute die alte „Heer- und Handelsstraße“ war ein Straßennetz, das im Westen in Santiago de Compostela begann, über Bordeaux, Paris, Frankfurt mit einem Abzweig nach Antwerpen und Brügge führte, weiter über Steinau und Johannesberg nach Leipzig und von dort nach Kiew mit einem Abzweig nach Moskau. Das um 1510 errichtete Fachwerkhaus mit kleinen Nebengebäuden war ein Ackerbürgerhaus und durchlebte nicht nur viele Jahrhunderte, sondern auch viele Veränderungen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es die Küferwerkstatt des Küfermeisters Zimmer. 1925 richtete die Witwe Zimmer an der Straßenfront ein Feinkost- und Fischgeschäft mit Schaufensteranlage ein, 2009 wurde aus dem Geschäft ein Heimatmuseum, das 2018 wieder schloss und 2019 übernahmen die jetzigen Eigentümer Frau Rosemarie Erbert-Müller und Herr Heinrich Becker das Gebäude und sanierten es komplett, wobei der Ladenumbau aus dem 20. Jahrhundert die Planungsgrundlage bildete. Mit der Räumung des Hauses begannen die Eigentümer die behutsame Sanierung. Bei der Gesamtsanierung wurde darauf geachtet, dass nur die z. B. die Sicht auf das Fachwerk verstellenden Teile wie die Außenverkleidung mit Asbestzementplatten und die Glasbausteinfenster zurückgebaut wurden, während alle, die geschichtliche Entwicklung des Hauses repräsentierenden Teile, wie die gründerzeitliche Ladenfront, Türen, Fenster und deren Beschläge und das Sichtfachwerk saniert und damit herausgehoben wurden. Alle Arbeiten wurden in feinster handwerklicher Art durchgeführt. Für die behutsame Restaurierung des ehemaligen Ackerbürgerhauses an der ehemaligen Via Regia und dem Rückbau aller neuzeitlichen Details sowie der vorsichtigen alle historischen Elemente berücksichtigenden Gesamtsanierung des Fachwerkhauses Brüder-Grimm-Str. 31 in Steinau und das große Engagement für das Fachwerk spricht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Frau Rosemarie Erbert-Müller und Herrn Heinrich Becker in der Kategorie „Private Eigentümer“ eine Anerkennung aus. |
Herzogenaurach, Kirchenplatz 2a |
Laudatio Prof. Gerner Herzogenaurach im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt ist eine alte Stadt. Man geht davon aus, dass sie möglicherweise auf einen Königshof des 8. Jahrhunderts zurückgeht. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem Verwaltungszentrum und wohl im 13. Jahrhundert wurde der erste Straßenmarkt durchgeführt. Von den zahlreichen, das Stadtbild von Herzogenaurach dominierenden Fachwerkhäusern sind allein für den Altstadtbereich 75 denkmalgeschützte Fachwerkgebäude in der bayerischen Denkmalliste verzeichnet. Im Herzen der Stadt, nahe dem Marktplatz und in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche Sankt Magdalena, am Kirchenplatz 2a befindet sich das Fachwerkhaus von Frau Dr. Brigitte Pihulak und Herrn Prof. Dr. Jürgen Bortolazzi, das zum Innenstadtensemble gehört und unter entsprechendem Ensembleschutz steht. Das Fachwerkgebäude wurde 1752 oder bereits früher errichtet. Die Sanierung in den vergangenen Jahren wurde im Einvernehmen mit der Denkmalschutzbehörde durchgeführt. Basis der Sanierung waren ökologische Gründe sowie Gesichtspunkte zur energetischen Effizienz und daraus der Zweck generiert, die Vollsanierung eines in die Jahre gekommenen, unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkgebäudes im „Sinn der Energieeffizienz und der Bereitstellung von modernstem Wohnraum im Innenstadtbereich“ durchzuführen. Dazu wurden das Fachwerk und das Dach historisch mit den entsprechenden Materialien saniert, durch eine nicht sichtbare PV-Anlage und Holzpelletfußbodenheizung geringste Energieverbräuche erzielt und modernste Woh-nungen, teilweise mit freiliegenden Holzkonstruktionen geschaffen sowie herausragend die Bohlenbalkendecke freigelegt und gut erhalten. Alle handwerklichen Arbeiten sind mit gut geeigneten neuen Lösungen wie die Zangenverstärkung des Dachbinders mit liegendem Stuhl in Stahlblechen ausgeführt. Für das behutsame Vorgehen, insbesondere der konstruktiven Ertüchtigung des Dachstuhls sowie dem Herausstellen der Holzdeckenkonstruktion über dem Erdgeschoss und dem klimafreundlichen Umgang mit der Energie bei der Sanierung des Fachwerkhauses Kirchenplatz 2a in Herzogenaurach und das große Engagement für das Fachwerk spricht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Frau Dr. Brigitte Pihulak und Herrn Prof. Dr. Jürgen Bortolazzi in der Kategorie „Private Eigentümer“ eine Anerkennung aus. |
Goslar, Bäringerstraße 28 |
Laudatio Goslar ist im Reigen bedeutender Fachwerkstädte mit rund 1.500 Fachwerkbürgerhäusern, davon 168 Gebäude noch aus dem Mittelalter, d. h. vor 1550 errichtet und einer großen Anzahl besonders prachtvoller mit Schnitzschmuck versehener Bauten wie dem „Brusttuch“, dem „Runenhaus“, dem „Siemenshaus“ und dem „Mönchehaus“ nochmals herausragend. Dabei ist die Stadt Goslar besonders darauf bedacht, mit der Hilfe von Stadtgestaltung und Denkmalerhaltung, den Flair der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fachwerkstadt zu erhalten und zu pflegen. Dazu trägt auch die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Hauses im kleinparzellierten Weststeil Goslars in der Bäringerstraße 28 bei. Das über 500 Jahre alte Ackerbürgerhaus mit einer Tordurchfahrt zur Erschließung der Nebengebäude auf dem hinteren Grundstücksteil bedurfte nach einer „Sanierung“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dringend einer neuerlichen Sanierung. Das letztendlich auch durch Vandalismus weit heruntergekommene städtische Ackerbürgerhaus wurde bezüglich Klimaschutz, Denkmalschutz und Nutzung vorbildlich saniert, auch die „waghalsigen“ Details aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts sind sorgfältig saniert, die Haustür wurde eingepasst und das gesamte Gebäude jetzt gut genutzt. Alle Planungen und Arbeiten wurden im Einvernehmen mit der Denkmalschutzbehörde durchgeführt. Zu diesen Arbeiten gehörten der Rückbau der Wände aus Glaswolle mit Gipsbauplatten und der Ersatz durch bis zu 30 cm starke Holzhackschnitzellagen, Holzfaserdämmplatten und Lehmputz und herausragend die Neueindeckung des Daches in altdeutscher Schieferdeckung. Erreicht wurde eine hohe denkmalpflegerische und handwerkliche Qualität und eine moderne Wohnform. Für das sehr erfolgreich bestandene Abenteuer der Wiederherstellung des letztendlich durch Vandalismus zerstörten Gebäudes und die sorgsame, vor allem auf die Klima-verträglichkeit und moderne Wohnform zielende Sanierung des Fachwerkhauses Bäringerstraße 28 in Goslar und das große Engagement für das Fachwerk spricht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte Herrn Jan Uekermann in der Kategorie „Private Eigentümer“ eine Anerkennung aus. |
Dornstetten, Alte Poststraße 41 |
Laudatio Dornstetten ist nicht nur mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 767 eine sehr alte Stadt und nicht nur eine Stadt mit vielen Märkten wie dem Ostermontagsmarkt, sondern auch die Stadt des Rundfachwerks. Diese seltene Art eines kunstvollen, von den Zimmer-leuten erarbeiteten Fachwerkschmucks ist – überhaupt nur selten – in keiner anderen Stadt so ausgeprägt wie in der früheren württembergischen Oberamtsstadt Dornstetten. An der Alten Poststraße 41 am Stadteingang von Dornstetten liegt das gewaltige landschaftsprägende schindelverkleidete 1791 errichtete Fachwerkhaus mit Scheune eines ehemaligen großen landwirtschaftlichen Hofes. Die Dimensionen sind beeindruckend: Die Giebelbreite beträgt über 15 Meter, die Länge von Haus und Scheune über 23 Meter. Die Balken der Balkenlage über dem ersten Obergeschoss haben Querschnitte bis 35 x 35 cm und sind über 15 Meter lang und die Dachpfetten reichen über die Gesamtlänge des Gebäudes von 23 Metern. Über dem Keller erheben sich zwei Vollgeschosse, darüber drei Dachgeschosse. Durch die Höherlegung des Straßenniveaus wird die Bauhöhe erst beim zweiten Blick richtig erfasst. Die Sanierung des Wohnteils vom Haupthaus ist fertiggestellt. Im Zuge der Umnutzung soll der Gewölbekeller einer gastronomischen Einrichtung dienen, während die Scheunentenne ein Eventbetrieb werden soll. Die gesamten Sanierungsmaßnahmen wurden mit den Denkmalschutzbehörden einvernehmlich abgestimmt, ausdrücklich auch die drei gut eingepassten Dachflächenfenster. Insgesamt wurde soviel wie möglich an Originalsubstanz des alten Bauernhauses erhalten, z. B. alle alten Türen einschließlich der Haustür, nur zwei Füllungstüren wurden exakt nachgearbeitet. Die starken Hölzer des Fachwerks und des offenliegenden Teiles der Decken wurden von Hand abgebürstet, kleinere Fehlstellen mit Passstücken repariert und nur wenige Hölzer ausgetauscht. Mit einer 160 mm starken Außendämmung unter dem Schindelschirm und einer im Garten angelegten PV-Anlage sind Energieerzeugung und Wärmeschutz bei sparsamstem Energieverbrauch gut abgestimmt. Insgesamt sind alle Arbeiten in guter handwerklicher Qualität ausgeführt. Mit der Sanierung wurden die gewaltigen Dimensionen des Hauses und des Materials auch im Innern sichtbar und erlebbar gemacht. Die Deckenbalken liegen teilweise frei und ebenso liegen auch Teile der Fachwerkkonstruktion frei und sind so einer behaglichen Wohnatmosphäre förderlich. Für die sensible, das Denkmal schonende Umnutzung mit einem „KfW-Denkmal 100-Standard“ und die herausragende qualitätvolle Arbeit zur Sanierung des Fachwerkhauses Alte Poststraße 41 in Dornstetten und das große Engagement für das Fachwerk spricht die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte der Familie Carolin und Jascha Wetzel in der Kategorie private Eigentümer eine Anerkennung aus. |
Prof. Manfred Gerner
Fachwerk - was bedeutet das im Informationszeitalter, im Zeitalter schneller Brüter, schneller Rechner, Gentechnologie und der Eröffnung neuer Welten durch Kernspaltungen und Lasergeschwindigkeiten? Und was bedeutet Fachwerk bei drohenden sozialen, politischen, wirtschaftlichen und umwelttechnischen Problemen bzw. den Gefahren großer Naturkatastrophen und Pandemien?
Fachwerk - das bedeutet für viele Menschen, Bewohner sowie Besucher "lifestyle FachWerk", ein Wohn- und Lebensstil, der historische Werte mit modernem Leben verbindet.
Fachwerk - das ist die Bauweise, in welcher in Deutschland zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert fast ausschließlich gebaut wurde und die Bauweise, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts einen besonders hohen Stellenwert einnahm.
Fachwerk - das bedeutet auch heute noch ca. 2,5 Mio. stehende Gebäude in Fachwerkkonstruktion in der Bundesrepublik Deutschland und z. B. über 15 % unseres Wohnungsbestandes.
Fachwerk - das heißt vor allen Dingen für viele Landschaften, Städte und Dörfer die landschafts- oder stadtbildprägende Gebäudesubstanz.
Fachwerk - ist für die vielen Städte und Gemeinden, die z. B. in der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte und der Deutschen Fachwerkstraße zusammengeschlossen sind, der wichtigste Identitätsfaktor der Bevölkerung mit ihrer Stadt oder ihrem Dorf, aber auch eine touristische Ressource, ein weicher Standortfaktor.
Fachwerk - das heißt im besonderen Maße Handwerkskunst und Volkskunst, d. h. greifbare originale Zeugnisse menschlicher Geschichte und Entwicklung.
Fachwerk - das zeigt auch der Deutsche Fachwerkpreis, bedeutet aber auch, dass sich nicht nur die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte, die anlässlich ihres 25-jährigen Wirkens im Jahre 2000 diesen Preis erstmals ausgeschrieben hat, für Fachwerkbauten engagiert, sondern auch und im großen Maße, dass Bürger und hier wieder besonders die Eigentümer von Fachwerkbauten "ihre" Fachwerkhäuser, Fachwerkensembles und Fachwerkstädte schätzen, pflegen und präsentieren.
2020 wird der Deutsche Fachwerkpreis zum fünften Mal vergeben und es lohnt ein Blick auf die fünf Preisverleihungen:
Insgesamt haben annähernd 200 Eigentümer aus 63 Mitgliedsstädten Wettbewerbsbeiträge eingereicht. Das sind zwei bedeutende Zahlen: Einmal die vielen engagierten Eigentümer und zum anderen, dass sich bei dem Wettbewerb um qualitätvolle Sanierungen annährend die Hälfte (48 %) der Mitgliedsstädte der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte beteiligt. Insgesamt wurden 47 Preise, Auszeichnungen und Sonderpreise vergeben bzw. Anerkennungen ausgesprochen und diese Zahl zeigt insbesondere auch, auf welch hohem Qualitätslevel sich die Fachwerksanierungen unserer Mitgliedsstädte bewegen.
Um den Deutschen Fachwerkpreis 2020 bewerben sich 18 Eigentümer aus 13 Fachwerkstädten. Davon schieden sechs Beiträge im Rahmen der Vorprüfung aus, weil sie die Mindestkriterien nicht erfüllten, ein Beitrag wurde von der Jury wegen Nichterfüllung eines wichtigen Kriteriums ausgeschlossen, sodass die Jury letztlich elf Vorschläge zu bewerten hatte.
Der Jury gehörten an:
- Herr Hans Benner, Bürgermeister a. D., Vorstandsvorsitzender der ADF
- Frau Maren Sommer-Frohms, Geschäftsführerin der ADF
- Herr Gerwin Stein, Leiter der Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege
- Herr Ralf Birk, Zimmermeister und
- Prof. Manfred Gerner als Präsident der ADF und Juryvorsitzender
Und um hier noch einmal klar das Ziel zu verdeutlichen: Der Deutsche Fachwerkpreis dient nicht dazu, das schönste Fachwerk in Deutschland zu suchen, sondern beispielhafte Sanierungen von Fachwerkgebäuden, die den weitgehend größten Anteil in Fachwerkstädten bedeuten, auszuzeichnen.
Das bedeutet auch eine große Vielfalt an Stilen, Funktionen, Größen und Standorten, bedeutet damit, dass die Gebäude und Sanierungen nur schwer vergleichbar sind. In dieser Vielfalt liegt zunächst ein Reiz, aber auch die Schwierigkeit für die Jury, bei vielen ausgezeichneten Sanierungen eine Rangfolge zu finden. Wir haben uns deshalb in der Jury darauf geeinigt, die drei ersten Preise wie ausgelobt zu vergeben und bei den Sonderpreisen und Auszeichnungen keine Rangfolge festzulegen.
Alle eingereichten Vorschläge zeigen höchst qualitätvolle Sanierungsergebnisse in Bezug auf die Hauptbewertungskriterien:
- Erfüllung der denkmalpflegerischen Zielstellungen
- Handwerkliche Qualität der Sanierungsarbeiten
- Energieeffizienz
- Einfügung in das Straßen- und Ortsbild
- Nutzung/Umnutzung
Diese Kriterien sind insgesamt auch die wichtigsten Kriterien zum Fachwerkerhalt und das heißt zu einer Fachwerkzukunft.
Wegen der außerordentlichen Qualität empfahl die Jury neben den drei Preisen und den Auszeichnungen, Sonderpreise zu verleihen.
Nach der Vorstellung aller Beiträge mittels Powerpoint Präsentation, Durchsicht der eingereichten Unterlagen, der Vorprüfungsberichte und vier Wahldurchgängen empfahl die Jury Preise, Auszeichnungen und Sonderpreise für die Sanierungen der nachfolgend dargestellten Fachwerkbauten zu verleihen.
Für uns als Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte mit ihren Gremien ist es dabei Freude und Zuversicht, zu sehen, wie viele Eigentümer von Fachwerkhäusern ihre Häuser mit großem Enthusiasmus, mit großem Engagement, viel Arbeit und Aufwand und insgesamt mit viel Liebe und Pflege erhalten: Es ist dies neben den Fachwerkhäusern selbst, ein bedeutender Teil unserer Fachwerkkultur, unserer Fachwerkkulturlandschaften.
Sie, die heutigen Preisträger, vertreten über 2,5 Millionen Fachwerkhausbesitzer, ihnen zollen wir Respekt und ihnen danken wir.
Das Haus Lange Straße 40 steht in einer Ecksituation, dominant am Marktplatz von Quakenbrück. Das Fachwerkgebäude musste in vielen Jahrhunderten zahlreiche Umbauten und Veränderungen über sich ergehen lassen. Mitte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde - einem allgemeinen Trend folgend - das Fachwerk der Erdgeschossfassade an der Lange Straße und um die Ecke zur Kirchstraße entfernt und durch eine durchgehende Schaufensterglasfront ersetzt.
1510 wurde das Vorderhaus in reiner Geschossbauweise errichtet, 1739 erfolgte die erste Erweiterung noch in Geschossbauweise und 1840 dann eine zweite Erweiterung mit Stockwerksrahmenkonstruktion. Das zweigeschossige Vorderhaus bestand im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss aus je einer großen Halle, die durchgehenden Ständer waren dabei mit großen, geschweiften Kopfbändern mit den Balken verbunden. Diese Kopfbänder bewerkstelligten die Queraussteifung. Sie verringerten aber auch die freie Spannweite für die ungewöhnlich weit gespannten Deckenbalken: Eine sehr klare und effektive Konstruktion.
Der Ursprungsbau aus dem Jahre 1510 stellt für Norddeutschland ein bedeutendes städtisches Fachwerkbaudenkmal dar und ist in dieser Bedeutung etwa dem 1528 errichteten Haus Ochsenkopf in Hann. Münden als seltener Vertreter eines Fachwerkstils gleichzusetzen.
Das Fachwerkgebäude - eines der ältesten Häuser Quakenbrücks - hat nicht nur eine bewegte Baugeschichte, sondern diente auch in vielen Funktionen. 1583 erhielt die Bürgerin "Alheit Kremers die Erlaubnis, eine Herberge vor wechfertige frombde Lude" in dem Haus zu betreiben. Danach diente das Fachwerkhaus als Bäckerei, Kaffeerösterei, Handelslager, Kolonialwarengeschäft und Wäscheladen bis es wieder zu einer Gaststätte wurde.
Mit dem Sanierungsbeginn 2014 begann für das Fachwerkgebäude ein neuer Lebensabschnitt. Auf der Basis der Untersuchungsergebnisse des Bauforschers und Dendrochronologen Erhard Pressler in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Osnabrück wurde das Haus in seinen wesentlichen Teilen - insbesondere zur Dokumentation des nur noch selten anzutreffenden ursprünglichen Zustands - in seinen Ursprungszustand zurückgebaut. Dazu wurde die Stahlglasfassade wieder entfernt, die starken Eichenständer repariert und vor allem alle fehlenden Kopfbänder rekonstruiert und damit die Stabilität und die beiden Hallen wieder hergestellt. Weiter wurden die Fundamente der Bauteile von 1739 und 1840 um 80 cm unterfangen. Bei den Grabungsarbeiten für den Kellerausbau wurden umfangreiche archäologische Ergebnisse gesammtelt und ein Bodenprofil erstellt, das heute im Keller ausgestellt ist.
Der zugebaute Zwischenraum zum Nachbarhaus wurde zurückgebaut - damit erhielt das Gebäude seine ursprüngliche Proportion zurück und gleichzeitig wurden die durchgehenden Ständer sichtbar. Weiter wurde in feinster handwerklicher Arbeit die gesamte Fachwerkkonstruktion durchrepariert und, wo notwendig, ergänzt. Insgesamt wurden sorgfältig alle originalen Teile erhalten, die Originalstrukturen zurückgeführt bzw. deutlich gemacht, wie bei der ehemaligen Hofdurchfahrt und den Trennungen zwischen den Gebäudeteilen. Als neue Außentür wurde eine historische Tür aus der Zeit um 1880 eingepasst.
Mit dem abgeriebenen Kalkputz, Kalkanstrichen und den unbehandelten Fachwerkhölzern strahlt das Gebäude seine mehr als 500-jährige Geschichte aus. Unter dem Namen "Anno 1510" wird die Gaststätte wieder betrieben und nimmt damit die Geschichte der ältesten Herberge und Schänke der Stadt Quakenbrück wieder auf.
Für die äußerst sensible Sanierung des stadthistorisch und fachwerkgeschichtlich für Quakenbrück wichtigen Fachwerkgebäudes Lange Straße 40 verleiht die Jury Herrn Michael Abeln den 1. Preis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
Umgebindehäuser besitzen in der Standardkonstruktion im Erdgeschoss eine große von Ständern umbundene Umgebindestube, den anschließenden massiven Ern als Eingangsbereich und einen weiteren massiven Baublock, der unter anderem als Stall, Lager oder für einen Gewerbebetrieb diente und darüber ein Fachwerkobergeschoss.
Mit diesem Haustyp war im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien eine Baukonstruktion entwickelt worden, die ökologisch, ökonomisch und funktional der Landschaft und dem Haupterwerbszweig der Menschen, der Leinweberei, ideal entsprach.
Obercunnersdorf ist ein solches Leinweberdorf und hat sich mit über 320 Umgebindegebäuden bis heute als Umgebindedorf - in einer einmaligen Umgebindekulturlandschaft - erhalten.
Das 1698 errichtete Haus in der Hauptstraße 44 gehört zu den ortsbildprägenden Gebäuden.
Mit dem Rückbau einer, die Sicht auf das historische Gebäude versperrenden Betongarage, begann der heutige Eigentümer 2014 eine über Jahre dauernde, behutsame Sanierung mit viel Eigenleistung, die bis zum Ende der Sanierung 2018 ein großartiges Ergebnis erzielte. Dabei wurden die Denkmalqualität und die denkmalpflegerische Zielstellung in mustergültiger Qualität herausgearbeitet. Herr Arnd Matthes, der Geschäftsstellenleiter der Stiftung Umgebindehaus, half entscheidend bei der Überwachung aller Maßnahmen. Dabei galt als oberste Maxime das Original. So wurden viele Details, wie die zugestellten und zugemörtelten Sockel und Wandverkleidungen, wieder zurückgebaut, die Blockstube innen und außen blocksichtig ausgestaltet und das Fachwerk des Obergeschosses innen mit einer Hanfdämmung und Lehmputz versehen.
Das Schieferkleid in Schablonendeckung wurde durchgehend repariert, sodass das Umgebindehaus heute seinen ursprünglichen Charakter ausstrahlt. Das Orts- und Straßenbild wurde damit wesentlich aufgewertet und das Bild des typischen Umgebindedorfes der Oberlausitz mit Obergeschossen in Sichtfachwerk beziehungsweise einer Verschieferung noch deutlicher ausgeprägt.
Für die sensible, liebevolle, alle typischen Details erhaltende beispielhafte Sanierung des Umgebindehauses in Obercunnersdorf, Hauptstraße 44 verleiht die Jury Herrn Jens Nieders den 2. Preis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
Die Bergstraße in Celle war eine Handwerkerstraße und das Haus Bergstraße 12 aus dem Jahre 1590 auf dem nur 90 qm großen Grundstück ist ein typisches Handwerkerhaus. Schneider, Schuster, Maler, Knochenhauer und Bäcker haben es bewohnt. Das nur fünf Meter Breite und zwölf Meter tiefe Fachwerkhaus wurde als Rahmenkonstruktion mit zwei Stockwerken und zwei Ebenen im Dachgeschoss errichtet. Die Queraussteifung sicherte man mit Zwischenwänden.
Das traufständige Satteldach wird von einem Zwerchhaus dominiert, das mit seinen weiten Auskragungen, profilierten Balkenköpfen und runden Füllhölzern der Fassade im Zusammenhang mit den darunterliegenden Stockwerken einen reizvollen Ausdruck verleiht.
Dabei besteht das gesamte Skelett aus Eichenholz in soliden Dimensionen. Das Fachwerk musste im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen über sich ergehen lassen, insbesondere im 20. Jahrhundert wurden die Wände und Böden mit neuen Materialien verkleidet bzw. belegt.
2013 kauften die heutigen Eigentümer das Fachwerkgebäude von 27 weltweit zerstreut lebenden Eigentümern, begannen kurz danach mit dem Rückbau der Wandverkleidungen und legten die originalen Steinfliesen, Sandsteinplatten und Dielenfußböden frei. Erst danach waren die teils dramatischen Schäden an der Fachwerkkonstruktion sichtbar. Eine grundlegende Sanierung des Fachwerkskeletts unter Verwendung von altem Eichenholz und historischen Fachwerktechniken erfolgten durch den Zimmermeister. Dabei wurde eine seltene Entdeckung gemacht: Eine Reihe asymmetrisch und nicht mit Zapfenlöchern in Verbindung stehender Bohrungen zeigte sich als Verpflockungen (Verpropfungen): ein Hausschutzzauber für das Haus bzw. seine Bewohner. Solche Verpflockungen kommen in Deutschland nur in wenigen Fällen vor. In der Schweiz dagegen fand und findet man sie wesentlich häufiger als Schutzzauber gegen die Pest und insgesamt gegen Unglück.
Insgesamt wurde das Fachwerkgebäude - unter Bewahrung aller originalen Details - wie z. B. der Reste eines Taubands in der Fassade saniert, eine gute Wärmedämmung innen mit acht Zentimeter Holzwolleleichtbauplatten eingebaut, die Wände mit Lehmputz versehen, das große Schaufenster zurückgebaut und die vorhandene Gittertür durch eine aufgearbeitete historische Eingangstür ersetzt.
Die Bauherren haben dabei mit großem Mut, persönlichem Einsatz, hohem Aufwand und vor allem viel Liebe in ein kleines Haus investiert und das Gebäude in eine Schatztruhe gewandelt. Dass der Architekt, Dirk Sonemann, Miteigentümer des Fachwerkhauses ist war ein wesentlicher Faktor der sehr erfolgreichen Sanierung.
Für die außerordentliche und sensible Sanierung des Handwerkerhauses in der Bergstraße 12 in Celle verleiht die Jury Frau Dörte Hirschfeld und Herrn Dirk Sonemann den 3. Preis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
Das Haus Prinzengasse 1, das nach dem Celler Bauhistoriker Cassel von 1533 bis 1617 als Rathaus diente, wird in dieser Quelle bereits 1533 genannt, nach anderen Quellen 1566 als Stadthaus "des Rade bode", des Stadtschreibers. Insgesamt hat das große Fachwerkgebäude eine bewegte und für Celle bedeutende Geschichte mit Bewohnern wie dem kaiserlichen Notar Balthasar Hildebrand im 17. Jahrhundert und Senator Johan Vollbracht im 19. Jahrhundert hinter sich. Von 1831 an wurde es zunächst das Hotel Hamburg und seit 1861 bis in das 20. Jahrhundert das Hotel "Zum Kronprinzen" mit einer Unterbrechung 1919 als Soldatenheim.
Die auch baulich bewegte Geschichte ist dem Gebäude anzusehen. Das Fachwerkgerüst mit den Doppelständern zwischen den Fenstern und noch mehr die schwungvoll und mit Voluten geschmückten Gaupenfronten und großen Teilen des Innenausbaus zeigen heute insbesondere Substanz aus der Barockzeit.
Anlässlich der 2016 begonnenen und 2019 abgeschlossenen Sanierungsphase hat der Eigentümer eine Außensanierung durchgeführt, weit mehr aber das Innere des Gebäudes neu gestaltet. Im Erdgeschoss sind Räume für die öffentliche Hand (Stadtwerke) und den Einzelhandel eingerichtet und in den Obergeschossen Wohnungen in feinster Ausstattung und ausgezeichneter handwerklicher Arbeit entstanden.
Dabei wurde die Heizung von Öl auf Gasbrennwerttechnik umgestellt und zusätzlich Dämmmaßnahmen durchgeführt. Die Eingangspartie wie auch das Treppenhaus wurden neu und funktionell gestaltet und dabei ein Lastenaufzug über die Kellertreppe installiert. Die Wohnungen wurden in einen Standard, der mindestens Neubaustandard entspricht, versetzt. Dabei wurden im Obergeschoss wie im Dachgeschoss Terrassen angelegt und eine Flachdachfäche begrünt.
Für die sorgfältige Sanierung und den Ausbau von zeitgemäßen Wohnungen in einem wichtigen Celler Bürgerhaus wird Frau Erika Dopheide der Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises verliehen.
Bei dem viergeschossigen Fachwerkhaus Speckstraße 7 ist die jüngste Sanierungsgeschichte ein wesentlicher Teil des heutigen Wertes des Gebäudes.
Mit einem außergewöhnlichen bürgerschaftlichen Engagement hat die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt in handwerklicher, denkmalpflegerischer wie auch sozialer Hinsicht ein vom Bauzustand her schwieriges Fachwerkhaus als Modellfall zukunftsfähig gemacht.
Die beiden unteren Geschosse des Vorder- und Hinterhauses in der Speckstraße 7 wurden um 1600 errichtet. Um 1613 wurde auf das Vorderhaus ein Stockwerk aufgesetzt. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde der Anbau an das Vorderhaus angefügt und wiederum danach auf dem Hauptgebäude und dem Anbau ein weiteres (viertes) Stockwerk aufgerichtet. Diese bereits schwierige bauliche Situation, die an der Fassade durch die Strebenart und Strebenanordnung ablesbar ist, wird erschwert durch zahlreiche Veränderungen und Umbauten. Die Besitzer des Gebäudes beschäftigten sich insbesondere mit Lohgerberei, Lederfabrikation und Lederhandel. Seit 2004 stand das Gebäude leer, 2013 nahm sich die Bürgergenossenschaft der Fachwerkruine an.
Mit einem modellhaften "Event", viel Mut und Bürgersinn wurde die Herausforderung angenommen. In 9x24 Stunden sollte das Gebäude mit freiwilligen Helfern, Spenden und Sponsoren bei geringem Eigenkapital saniert werden. Dies gelang nicht ganz in den neun Tagen, aber die neun Tage haben zu einer Bewegung für das Fachwerk, mehr noch für die Stadt Hann. Münden, geführt. 190 Helfer und Profis leisteten mehr als 10.000 Arbeitsstunden, die gesamte Versorgung und ein großer Teil des Materials wurden gespendet und vor allem: nach den neun Tagen wurde mit einer "Kernmannschaft" weiter gemacht, sodass das Gebäude seit 2019 strahlt wie es wohl nie in seiner Geschichte vorher gestrahlt hat.
Das Beispiel zeigt nicht einen Glücksfall, sondern einen außergewöhnlichen Modellfall bürgerschaftlichen Engagements.
Im Rahmen der Sanierung erhielten alle Gebäudeteile neue Bodenplatten und Dächer. Die Fachwerkkonstruktion wurde durch Reparaturen, Austausch und Verstärkungen wieder stabilisiert. Weiter wurde das gesamte Gebäude durch eine innere Stampfleichtlehmdämmung und Celluloseflocken im Dach energetisch aufgewertet und dabei insgesamt bei dem Einsatz aller Materialien auf ökologische Maßstäbe Wert gelegt. Der Ausbau erfolgte in einem gehobenen Standard. Die Architekten- und Ingenieurleistungen wurden wie die Initiative insgesamt von den Mitgliedern der Genossenschaft, allen voran Frau Sabine Momm, Herrn Bernd Demandt und Herrn Burkhard Klapp erbracht.
Den Mut und Enthusiasmus und den durch Anpacken gezeigten Bürgersinn, ein weit heruntergekommenes Fachwerkgebäude in einer großen Gemeinschaftsleistung - von 2013 bis 2019 - modellhaft zu sanieren, würdigt die Jury mit dem Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises für die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt.
Helmstedt verfügt im Stadtkern über viele Hundert Fachwerkbauten, von der Gotik bis zur Gründerzeit. Das Haus Papenberg 14 ragt stadtbildprägend heraus.
1764 wurde das dreigeschossige Fachwerkhaus mit dem großen Zwerchgiebel, der deutlich eine Mittelachse betont, im Stil nordischen Barocks und des Übergangs zum Klassizismus errichtet. Während der Gesamtbau sich dabei an eine ruhige, klassische Maxime hält, sind die Details wie das Portal noch barock. Das repräsentative Fachwerkgebäude diente als Syndikatshaus des Klosters St. Ludgeri, danach als Pfarrhaus der Kirchengemeinde St. Stefanie bevor es zum Wohnen umgenutzt wurde.
Die denkmalpflegerische Zielstellung - in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde, Frau Noll, erarbeitet - wie auch energiesparende Maßnahmen wurden bei konsequenter Erhaltung der originalen Formen und Details mit gutem Ergebnis erreicht. So wurden behutsame Grundrissänderungen zu abgeschlossenen Wohnungen durchgeführt und dabei z. B. nicht mehr benötigte barocke Türen reversibel verschlossen. An der fachwerksichtigen Fassade zur Straßenseite wurde innen mit Holzweichfaserplatten, auf der Hofseite unter dem Ziegelbehang und im Dach auf der obersten Decke eine zusätzliche Dämmschicht eingebaut.
Die Fachwerkwände wurden repariert, der Lehmputz innen ergänzt und die bauzeitlichen Dielenfußböden sowie die Fliesen im Treppenhaus und die originalen Barocktüren einschließlich der Beschläge, das Eingangsportal und die Kreuzstockfenster repariert. Schließlich wurden Dach und Rückseite mit regionaltypischen Krempziegeln eingedeckt und für die Anstriche Leinöl und Silikatfarbe eingesetzt. Das Fachwerkhaus strahlt wieder repräsentative Würde aus.
Die Eigentümer, Familie Schultz, haben dabei mit mehr als 270 Arbeitsreisen von Berlin nach Helmstedt persönlich einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen geleistet. Das Architektenteam der herausragenden Sanierung, Schulte-Heuthaus, brachten die Eigentümer aus Berlin mit. Die sensiblen Handwerksleistungen wurden im Wesentlichen von Handwerkern aus Helmstedt erbracht.
Für die vorbildliche Sanierung mit dem Erhalt umfangreicher originaler Substanz des Hauses Papenberg 14 in Helmstedt verleiht die Jury Frau Sigrid und Herrn Werner Schultz den Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
1537 wurde das Fachwerkhaus Burggasse 2 - schon damals in prominenter Lage, gegenüber der Totenkirche - in Treysa errichtet. Den Dreißigjährigen Krieg überstand das Gebäude nicht und nachdem die Schrecken des Krieges überwunden waren und die Menschen auch wirtschaftlich wieder planen und bauen konnten, errichtete man es 1690 neu.
Das zweigeschossige, giebelständige Fachwerkgebäude mit Satteldach und einem Krüppelwalm ist von einer soliden, gut dimensionierten Fachwerkkonstruktion mit Streben in der Mannform geprägt. Die Brüstungen sind mit Andreaskreuzen und Kurzstreben geschmückt, der barocke Baustil zeigt sich in Details wie der feinprofilierten Eingangstür, den geschnitzten Säulen und Spiralen auf den Eckständern, aber auch an den Treppengeländern im Innern.
Der neue Eigentümer und die Besitzerin haben das Fachwerkgebäude in den letzten Jahren denkmalgerecht und sorgsam saniert und es einer neuen Nutzung zugeführt: Ein Hotel mit zunächst vier Zimmern und neun Betten. Weitere Hotelzimmer sind in Planung.
Die handwerkliche Arbeit wurde sensibel und liebevoll ausgeführt, viele Baudetails blieben im Original erhalten. Dabei wurde die Energieeffizienz durch innen aufgebrachte acht bis zehn Zentimeter dicke Holzfaserdämmplatten wesentlich verbessert. Architekt der erfolgreichen Maßnahme ist Johannes Biskamp.
Mit dem Altstadthotel wurde das Straßen- und Stadtbild von Treysa wesentlich bereichert und es steht zur Verbesserung von Infra- und Touristikstruktur im Herzen der Stadt Treysa ein Familienhotel zur Verfügung.
Für die herausragende Sanierung und das gelungene Konzept zur Umnutzung für das Haus Burggasse 2 in Treysa verleiht die Jury Frau Martina Raasch und Herrn Georg Schlamann den Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
Wohl im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde das Wohnhaus des landwirtschaftlichen Betriebs Blankenburger Str. 3 in Benzingerode errichtet.
Das solide Ackerbürgerhaus in Weichholzfachwerk mit einem repräsentativen Eingang und zweiläufiger Treppe zur Blankenburger Straße wurde von seinen Eigentümern in zäher Kleinarbeit von 2013 bis 2015 mit größtem Respekt vor dem Denkmal sensibel saniert.
Praktisch alle historischen Materialien und Baudetails wie die Fliesen, die breiten Fußbodendielen aus der Bauzeit, der Kellerabgang und das Oberlicht über der Eingangstür wurden freigelegt und erhalten. Die Eingangstür wurde durch eine historisch gut eingepasste Tür ergänzt. Die Hofseite des Gebäudes erhielt einen neuen Wetterschirm aus waagrechten und senkrechten Verschalungselementen in den historischen Formen und Details des Harzes.
Mustergültig sind dabei nicht nur die Handwerksarbeiten, sondern auch die energiesparenden Maßnahmen mit einer Primärenergieeinsparung von ca. 80 % gegenüber dem früheren Verbrauch. Dazu wurde der Kellerboden mit Schaumglas gedämmt, alle Sichtfachwerkwände erhielten eine Innen- und die brettverschalten Wände eine Außendämmung, ebenso wurde die Dachdecke gedämmt. Darüber hinaus wurde die Anlagentechnik mit einer Gastherme wesentlich verbessert.
Es entstand ein Wohnhaus mit hohem Wohnkomfort, regionaltypisch und das Straßenbild mit der gegenüberliegenden Erlöserkirche prägend. Vieles haben die Eigentümer dabei selbst angepackt und damit den Erfolg entscheidend beeinflusst.
Für die sorgfältige sensible Sanierung des Ackerbürgerhauses Blankenburger Str. 3 in Benzingerode, OT von Wernigerode verleiht die Jury Frau und Herrn Heike und Henry Kleemann den Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde die Friedrichstraße in Wernigerode mit zahlreichen schmuckvollen Villen bebaut. Herausragend in Größe und baulichem Aufwand ist dabei die 1910 errichtete Fachwerkvilla Friedrichstraße 99 c. Der mächtige Baukubus ist mit einem Risalit mit Zwerchhaus und Krüppelwalmabschluss und einem feingliedrigen, achteckigen Erkerturm gut gegliedert. Dazu kommt Fachwerkschmuck mit Andreaskreuzen, Feuerböcken und Viertelkreishölzern. Ein besonderes Element sind die Auflager der Schwebegiebel mit Füllungen in "Laubsägearbeit".
In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde Wernigerode, Frau Heike Vehlhaber, wurde die denkmalpflegerische Zielstellung, d. h. die Herausstellung des gründerzeitlichen Charakters konzipiert und dann konsequent realisiert. Dazu wurden als erste Maßnahme die Verkleidungen aus Asbestzementplatten abgenommen. Dann wurde das Fachwerkskelett in handwerklich solider Arbeit durchrepariert, wobei größere Austauschmaßnahmen am Erker notwendig waren. Weiter wurden die senkrecht verleisteten Holzverschalungen mit der originalen feinen Profilierung repariert bzw. erneuert. Die Fenster wurden in der alten Teilung rekonstruiert und die energetische Sanierung mittels einer acht Zentimeter dicken Zellulosedämmschicht innen und Zwischensparrendämmung im Dach erreicht. Dadurch konnten auch an Ortgang und der Traufe die historischen Proportionen erhalten werden.
Schließlich wurden die originale Eingangstür, alle zweiflügeligen Wohnungseingangstüren und die Zimmertüren mit Rahmen und Füllung sowie das gesamte Treppenhaus erhalten und neu gefasst.
Ein bedeutendes Denkmal wurde hervorragend saniert und drei Wohnungen mit gehobenem Standard in einer guten Wohnlage geschaffen.
Der Eigentümer konnte dabei mit seinem handwerklichen Malerbetrieb wesentlich zu dem guten Ergebnis beitragen.
Für die handwerklich herausragende Sanierung der Gründerzeitvilla Friedrichstraße 99 c in Wernigerode wird Frau Jacqueline und Herrn Jens Englich von der Jury der Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises verliehen.
Der Anfang eines Buchtitels "Das Gasthaus bleibt im Dorf" trifft die Situation in Nehren sehr präzise. Mit der Sanierung des Schwanen ist aber nicht nur gesichert, dass das Gasthaus wieder im Betrieb ist, vielmehr ist das Konzept der Gemeindegremien und der Verwaltung aufgegangen, mit dem Gasthaus, dem Hotel und dem Gemeinschaftsraum in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses das Zentrum Nehrens als Mitte der Gemeinde deutlich zu fixieren und auszubauen.
1698 oder früher wurde das Gasthaus Schwanen in der typischen Form der Fachwerkhäuser zwischen der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald, breit gelagert, firstständig mit hoch aufragendem Giebel und strukturierenden Wetterdächern errichtet. Das stattliche Gebäude "kam in die Jahre", der Gasthausbetrieb wurde eingestellt und so wurde eine generelle Sanierung, aber auch die Aufnahme zusätzlicher Funktionen notwendig. Die Gemeinde Nehren nahm sich "ihres Schwanens" und dem danebenstehenden "Rot-Kreuz-Häusle" an und im August 2015 wurde mit dem Umbau und der Sanierung unter Leitung des Münsinger Architekten Andreas Hartmaier begonnen.
Dazu wurde das Hinterhaus des Schwanen und das Rot-Kreuz-Häusle rückgebaut, wobei im neuen Anbau mit dem Saal die historische Fachwerkfassade des Rot-Kreuz-Häusles integriert wurde. Der Schwanen selbst wurde mit einer Stahlkonstruktion stabilisiert und dabei auch erdbebensicher gemacht. Im Ergebnis entstand ein funktioneller und rationeller Gebäudekomplex mit Gaststätte, Saal und einem Hotel mit sechs Zimmern, jedes liebevoll und individuell nach einem Motto gestaltet.
Das bedeutende Baudenkmal, der Schwanen, erstrahlt in historischer Fassung, mit neuem Glanz: Vom steinsichtigen Sockel über die Fachwerkfassung im Ochsenblutfarbton, abgeriebenem Verputz in den Gefachen und einem Begleitstrich, mit den zierlichen Wetterdächern und dem großen geschmiedeten Ausleger des "Schwanens".
Für das außerordentliche soziale Konzept mit der Sanierung eines in die Jahre gekommenen bedeutenden Fachwerkgebäudes würdigt die Jury die Gemeinde Nehren, allen voran Ihren Bürgermeister Egon Betz, mit einer Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.
Schon lange vor dem Bau des Hauses in der Weidebrunner Gasse 13 im Jahre 1369 war der Platz bebaut und nach den archäologischen Funden wurde hier Metall veredelt oder verarbeitet: Von daher erhielt das Fachwerkhaus den Beinamen "Schmiedehof".
Das mittelalterliche Fachwerkhaus, ein zwei- bis dreigeschossiger Geschossbau mit einem Oberstock in Stockwerksrahmenkonstruktion und darüber einem Satteldach mit Zwerchhaus steht traufständig zur Weidebrunner Gasse. Das Fachwerkhaus hat vielen Funktionen wie zum Beispiel am Ladeneinbau in der Erdgeschossfassade sichtbar, dienen müssen und wurde dazu auch vielfach verändert und umgebaut.
Von Beginn der Sanierung an wurde deshalb von den Beteiligten, der Stadt Schmalkalden, der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Schmalkalden, dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Förderverein "Weidebrunner Gasse 13 - Ständerbau von 1369" und Architekt Jens Büttner nicht nur ein Sanierungskonzept, sondern auch ein Konzept zur methodisch-didaktischen Darstellung eines Geschichtsdenkmals für Schmalkalden entwickelt.
Unter dieser Prämisse war es oberstes Ziel, möglichst viel Originalsubstanz aus vielen Zeitschichten zu erhalten und das Haus in wesentlichen Teilen nicht neu zu nutzen, sondern es selbst mit vielen Details dokumentarisch seine Geschichte erzählen zu lassen. Es wurde deshalb nur behutsam entkernt und mit der Freilegung, z. B. übereinanderliegender Schichten, "Blicke" in die Geschichte geöffnet. Dabei wurde die vorhandene Konstruktion nur - auch mit einer deutlich abgesetzten Stahlkonstruktion - stabilisert und wenige neue Teile eingebaut. Zu diesen wenigen Teilen gehört in einem unter 1,5 Meter hohen Raum eine Glasbrücke mit Schaufenstern, d. h. Leuchtkästen mit Funden, über die die Besucher, insbesondere Kinder, kniend rutschen, um so in die Geschichte einzutauchen. Als Ausnahme, aber mit Respekt zur Forderung von CO2-Einsparungen wurden die Außenwände mit einem mineralischen Dämmputz versehen und die vorhandenen Fenster zu Kastenfenstern erweitert.
Neben der musealen Hauptnutzung wurden Vereinsräume, eine Wohnung und eine Kunstgalerie in dem sonst "mittelalterlichen" Gebäude eingerichtet. Der "Förderverein Weidebrunner Gasse 13 - Ständerbau von 1369" sorgt mit dem Eigentümer, der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Schmalkalden GmbH, für die Unterhaltung und den Betrieb des Gebäudes.
Für die herausragende Sanierung, mehr das Konzept und die Realisierung zur Darstellung eines bedeutenden Geschichtsdenkmals der Stadt Schmalkalden verleiht die Jury der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Schmalkalden GmbH und dem Förderverein "Weidebrunner Gasse 13 - Ständerbau aus dem Jahre 1369" mit seinem Vorsitzenden, Herrn Eckhard Simon, eine Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.