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Deutscher Fachwerkpreis 2025

Alle fünf Jahre wird der Deutsche Fachwerkpreis zur besonderen Heraushebung von bedeutenden und besonders gut gelösten Fachwerksanierungen verliehen. Bewerben können sich die Eigentümer von Fachwerkbauten in den Mitgliedsstädten der ADF.

Zum 50-jährigen Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte (kurz: ADF) wird der Deutsche Fachwerkpreis als Jubiläumspreis in den beiden Kategorien für die Sanierung von einzelnen Fachwerkgebäuden und zum anderen für zukunftsweisende Initiativen von Fachwerkstädten vergeben.

2025 wird die ADF 50 Jahre alt, sie hat vor allem 50 Jahre erfolgreiches Wirken hinter sich. Der Deutsche Fachwerkpreis wird deshalb im Jubiläumsjahr nach Preisverleihungen 2001, 2004, 2009, 2015 und 2020 im Jahr 2025 zum sechsten Mal und als Jubiläumspreis vergeben. Die Auschreibung richtet sich zum einen an Fachwerkhausbesitzer für herausragende Sanierungen ihrer Fachwerkgebäude und zum anderen an Fachwerkstädte als Kommunen für besonders innovative Ideen und Konzepte zur Zukunft ihrer Fachwerkstadt.

Die ADF gibt Impulse und führt Initiativen zur Bewusstmachung des historischen Fachwerks seit annährend 50 Jahren durch. Alle Maßnahmen dienen zur Revitalisierung von einzelnen Gebäuden wie den Fachwerkstädten und weitergehend dazu, unsere Fachwerkstädte zukunftsfähig zu machen.

 

 

  


Zur Downloaddatei: Ausschreibung Deutscher Fachwerkpreis 2025



 


Deutscher Fachwerkpreis 2020

Prof. Manfred Gerner

Fachwerk - was bedeutet das im Informationszeitalter, im Zeitalter schneller Brüter, schneller Rechner, Gentechnologie und der Eröffnung neuer Welten durch Kernspaltungen und Lasergeschwindigkeiten? Und was bedeutet Fachwerk bei drohenden sozialen, politischen, wirtschaftlichen und umwelttechnischen Problemen bzw. den Gefahren großer Naturkatastrophen und Pandemien?

Fachwerk - das bedeutet für viele Menschen, Bewohner sowie Besucher "lifestyle FachWerk", ein Wohn- und Lebensstil, der historische Werte mit modernem Leben verbindet.

Fachwerk - das ist die Bauweise, in welcher in Deutschland zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert fast ausschließlich gebaut wurde und die Bauweise, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts einen besonders hohen Stellenwert einnahm.

Fachwerk -  das bedeutet auch heute noch ca. 2,5 Mio. stehende Gebäude in Fachwerkkonstruktion in der Bundesrepublik Deutschland und z. B. über 15 % unseres Wohnungsbestandes.

Fachwerk -  das heißt vor allen Dingen für viele Landschaften, Städte und Dörfer die landschafts- oder stadtbildprägende Gebäudesubstanz.

Fachwerk -  ist für die vielen Städte und Gemeinden, die z. B. in der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte und der Deutschen Fachwerkstraße zusammengeschlossen sind, der wichtigste Identitätsfaktor der Bevölkerung mit ihrer Stadt oder ihrem Dorf, aber auch eine touristische Ressource, ein weicher Standortfaktor.

Fachwerk -  das heißt im besonderen Maße Handwerkskunst und Volkskunst, d. h. greifbare originale Zeugnisse menschlicher Geschichte und Entwicklung.

Fachwerk - das zeigt auch der Deutsche Fachwerkpreis, bedeutet aber auch, dass sich nicht nur die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte, die anlässlich ihres 25-jährigen Wirkens im Jahre 2000 diesen Preis erstmals ausgeschrieben hat,  für Fachwerkbauten engagiert, sondern auch und im großen Maße, dass Bürger und hier wieder besonders die Eigentümer von Fachwerkbauten "ihre" Fachwerkhäuser, Fachwerkensembles und Fachwerkstädte schätzen, pflegen und präsentieren.

2020 wird der Deutsche Fachwerkpreis zum fünften Mal vergeben und es lohnt ein Blick auf die fünf Preisverleihungen:

Insgesamt haben annähernd 200 Eigentümer aus 63 Mitgliedsstädten Wettbewerbsbeiträge eingereicht. Das sind zwei bedeutende Zahlen: Einmal die vielen engagierten Eigentümer und zum anderen, dass sich bei dem Wettbewerb um qualitätvolle Sanierungen annährend die Hälfte (48 %) der Mitgliedsstädte der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte beteiligt. Insgesamt wurden 47 Preise, Auszeichnungen und Sonderpreise vergeben bzw. Anerkennungen ausgesprochen und diese Zahl zeigt insbesondere auch, auf welch hohem Qualitätslevel sich die Fachwerksanierungen unserer Mitgliedsstädte bewegen.

Um den Deutschen Fachwerkpreis 2020 bewerben sich 18 Eigentümer aus 13 Fachwerkstädten. Davon schieden sechs Beiträge im Rahmen der Vorprüfung aus, weil sie die Mindestkriterien nicht erfüllten, ein Beitrag wurde von der Jury wegen Nichterfüllung eines wichtigen Kriteriums ausgeschlossen, sodass die Jury letztlich elf Vorschläge zu bewerten hatte.

 Der Jury gehörten an:

-       Herr Hans Benner, Bürgermeister a. D., Vorstandsvorsitzender der ADF

-       Frau Maren Sommer-Frohms, Geschäftsführerin der ADF

-       Herr Gerwin Stein, Leiter der Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege

-       Herr Ralf Birk, Zimmermeister und

-       Prof. Manfred Gerner als Präsident der ADF und Juryvorsitzender

Und um hier noch einmal klar das Ziel zu verdeutlichen: Der Deutsche Fachwerkpreis dient nicht dazu, das schönste Fachwerk in Deutschland zu suchen, sondern beispielhafte Sanierungen von Fachwerkgebäuden, die den weitgehend größten Anteil in Fachwerkstädten bedeuten, auszuzeichnen.

Das bedeutet auch eine große Vielfalt an Stilen, Funktionen, Größen und Standorten, bedeutet damit, dass die Gebäude und Sanierungen nur schwer vergleichbar sind. In dieser Vielfalt liegt zunächst ein Reiz, aber auch die Schwierigkeit für die Jury, bei vielen ausgezeichneten Sanierungen eine Rangfolge zu finden. Wir haben uns deshalb in der Jury darauf geeinigt, die drei ersten Preise wie ausgelobt zu vergeben und bei den Sonderpreisen und Auszeichnungen keine Rangfolge festzulegen. 

Alle eingereichten Vorschläge zeigen höchst qualitätvolle Sanierungsergebnisse in Bezug auf die Hauptbewertungskriterien:

-       Erfüllung der denkmalpflegerischen Zielstellungen

-       Handwerkliche Qualität der Sanierungsarbeiten

-       Energieeffizienz

-       Einfügung in das Straßen- und Ortsbild  

-       Nutzung/Umnutzung  

Diese Kriterien sind insgesamt auch die wichtigsten Kriterien zum Fachwerkerhalt und das heißt zu einer Fachwerkzukunft.

Wegen der außerordentlichen Qualität empfahl die Jury neben den drei Preisen und den Auszeichnungen, Sonderpreise zu verleihen.

Nach der Vorstellung aller Beiträge mittels Powerpoint Präsentation, Durchsicht der eingereichten Unterlagen, der Vorprüfungsberichte und vier Wahldurchgängen empfahl die Jury Preise, Auszeichnungen und Sonderpreise für die Sanierungen der nachfolgend dargestellten Fachwerkbauten zu verleihen.

Für uns als Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte mit ihren Gremien ist es dabei Freude und Zuversicht, zu sehen, wie viele Eigentümer von Fachwerkhäusern ihre Häuser mit großem Enthusiasmus, mit großem Engagement, viel Arbeit und Aufwand und insgesamt mit viel Liebe und Pflege erhalten: Es ist dies neben den Fachwerkhäusern selbst, ein bedeutender Teil unserer Fachwerkkultur, unserer Fachwerkkulturlandschaften.

Sie, die heutigen Preisträger, vertreten über 2,5 Millionen Fachwerkhausbesitzer, ihnen zollen wir Respekt und ihnen danken wir.

 



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

1. Preis - Lange Straße 40, Quakenbrück

Anno 1510 - Ein wichtiges Stück Fachwerkentwicklung in Niedersachsen

Das Haus Lange Straße 40 steht in einer Ecksituation, dominant am Marktplatz von Quakenbrück. Das Fachwerkgebäude musste in vielen Jahrhunderten zahlreiche Umbauten und Veränderungen über sich ergehen lassen. Mitte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde - einem allgemeinen Trend folgend - das Fachwerk der Erdgeschossfassade an der Lange Straße und um die Ecke zur Kirchstraße entfernt und durch eine durchgehende Schaufensterglasfront ersetzt.

1510 wurde das Vorderhaus in reiner Geschossbauweise errichtet, 1739 erfolgte die erste Erweiterung noch in Geschossbauweise und 1840 dann eine zweite Erweiterung mit Stockwerksrahmenkonstruktion. Das zweigeschossige Vorderhaus bestand im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss aus je einer großen Halle, die durchgehenden Ständer waren dabei mit großen, geschweiften Kopfbändern mit den Balken verbunden. Diese Kopfbänder bewerkstelligten die Queraussteifung. Sie verringerten aber auch die freie Spannweite für die ungewöhnlich weit gespannten Deckenbalken: Eine sehr klare und effektive Konstruktion.

Der Ursprungsbau aus dem Jahre 1510 stellt für Norddeutschland ein bedeutendes städtisches Fachwerkbaudenkmal dar und ist in dieser Bedeutung etwa dem 1528 errichteten Haus Ochsenkopf in Hann. Münden als seltener Vertreter eines Fachwerkstils gleichzusetzen.

Das Fachwerkgebäude - eines der ältesten Häuser Quakenbrücks - hat nicht nur eine bewegte Baugeschichte, sondern diente auch in vielen Funktionen. 1583 erhielt die Bürgerin "Alheit Kremers die Erlaubnis, eine Herberge vor wechfertige frombde Lude" in dem Haus zu betreiben. Danach diente das Fachwerkhaus als Bäckerei, Kaffeerösterei, Handelslager, Kolonialwarengeschäft und Wäscheladen bis es wieder zu einer Gaststätte wurde.

Mit dem Sanierungsbeginn 2014 begann für das Fachwerkgebäude ein neuer Lebensabschnitt. Auf der Basis der Untersuchungsergebnisse des Bauforschers und Dendrochronologen Erhard Pressler in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Osnabrück wurde das Haus in seinen wesentlichen Teilen - insbesondere zur Dokumentation des nur noch selten anzutreffenden ursprünglichen Zustands - in seinen Ursprungszustand zurückgebaut. Dazu wurde die Stahlglasfassade wieder entfernt, die starken Eichenständer repariert und vor allem alle fehlenden Kopfbänder rekonstruiert und damit die Stabilität und die beiden Hallen wieder hergestellt. Weiter wurden die Fundamente der Bauteile von 1739 und 1840 um 80 cm unterfangen. Bei den Grabungsarbeiten für den Kellerausbau wurden umfangreiche archäologische Ergebnisse gesammtelt und ein Bodenprofil erstellt, das heute im Keller ausgestellt ist.

Der zugebaute Zwischenraum zum Nachbarhaus wurde zurückgebaut - damit erhielt das Gebäude seine ursprüngliche Proportion zurück und gleichzeitig wurden die durchgehenden Ständer sichtbar. Weiter wurde in feinster handwerklicher Arbeit die gesamte Fachwerkkonstruktion durchrepariert und, wo notwendig, ergänzt. Insgesamt wurden sorgfältig alle originalen Teile erhalten, die Originalstrukturen zurückgeführt bzw. deutlich gemacht, wie bei der ehemaligen Hofdurchfahrt und den Trennungen zwischen den Gebäudeteilen. Als neue Außentür wurde eine historische Tür aus der Zeit um 1880 eingepasst.

Mit dem abgeriebenen Kalkputz, Kalkanstrichen und den unbehandelten Fachwerkhölzern strahlt das Gebäude seine mehr als 500-jährige Geschichte aus. Unter dem Namen "Anno 1510" wird die Gaststätte wieder betrieben und nimmt damit die Geschichte der ältesten Herberge und Schänke der Stadt Quakenbrück wieder auf.

Für die äußerst sensible Sanierung des stadthistorisch und fachwerkgeschichtlich für Quakenbrück wichtigen Fachwerkgebäudes Lange Straße 40 verleiht die Jury Herrn Michael Abeln den 1. Preis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.

 



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

2. Preis - Hauptstraße 44, Obercunnersdorf

Umgebinde - verstecktes Fachwerk

Umgebindehäuser besitzen in der Standardkonstruktion im Erdgeschoss eine große von Ständern umbundene Umgebindestube, den anschließenden massiven Ern als Eingangsbereich und einen weiteren massiven Baublock, der unter anderem als Stall, Lager oder für einen Gewerbebetrieb diente und darüber ein Fachwerkobergeschoss.

Mit diesem Haustyp war im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien eine Baukonstruktion entwickelt worden, die ökologisch, ökonomisch und funktional der Landschaft und dem Haupterwerbszweig der Menschen, der Leinweberei, ideal entsprach.

Obercunnersdorf ist ein solches Leinweberdorf und hat sich mit über 320 Umgebindegebäuden bis heute als Umgebindedorf - in einer einmaligen Umgebindekulturlandschaft - erhalten.

Das 1698 errichtete Haus in der Hauptstraße 44 gehört zu den ortsbildprägenden Gebäuden.

Mit dem Rückbau einer, die Sicht auf das historische Gebäude versperrenden Betongarage, begann der heutige Eigentümer 2014 eine über Jahre dauernde, behutsame Sanierung mit viel Eigenleistung, die bis zum Ende der Sanierung 2018 ein großartiges Ergebnis erzielte. Dabei wurden die Denkmalqualität und die denkmalpflegerische Zielstellung in mustergültiger Qualität herausgearbeitet. Herr Arnd Matthes, der Geschäftsstellenleiter der Stiftung Umgebindehaus, half entscheidend bei der Überwachung aller Maßnahmen. Dabei galt als oberste Maxime das Original. So wurden viele Details, wie die zugestellten und zugemörtelten Sockel und Wandverkleidungen, wieder zurückgebaut, die Blockstube innen und außen blocksichtig ausgestaltet und das Fachwerk des Obergeschosses innen mit einer Hanfdämmung und Lehmputz versehen.

Das Schieferkleid in Schablonendeckung wurde durchgehend repariert, sodass das Umgebindehaus heute seinen ursprünglichen Charakter ausstrahlt. Das Orts- und Straßenbild wurde damit wesentlich aufgewertet und das Bild des typischen Umgebindedorfes der Oberlausitz mit Obergeschossen in Sichtfachwerk beziehungsweise einer Verschieferung noch deutlicher ausgeprägt.

Für die sensible, liebevolle, alle typischen Details erhaltende beispielhafte Sanierung des Umgebindehauses in Obercunnersdorf, Hauptstraße 44 verleiht die Jury Herrn Jens Nieders den 2. Preis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

3. Preis - Bergstraße 12, Celle

Handwerkerhaus mit Hausschutzzauber

Die Bergstraße in Celle war eine Handwerkerstraße und das Haus Bergstraße 12 aus dem Jahre 1590 auf dem nur 90 qm großen Grundstück ist ein typisches Handwerkerhaus. Schneider, Schuster, Maler, Knochenhauer und Bäcker haben es bewohnt. Das nur fünf Meter Breite und zwölf Meter tiefe Fachwerkhaus wurde als Rahmenkonstruktion mit zwei Stockwerken und zwei Ebenen im Dachgeschoss errichtet. Die Queraussteifung sicherte man mit Zwischenwänden.

Das traufständige Satteldach wird von einem Zwerchhaus dominiert, das mit seinen weiten Auskragungen, profilierten Balkenköpfen und runden Füllhölzern der Fassade im Zusammenhang mit den darunterliegenden Stockwerken einen reizvollen Ausdruck verleiht.

Dabei besteht das gesamte Skelett aus Eichenholz in soliden Dimensionen. Das Fachwerk musste im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen über sich ergehen lassen, insbesondere im 20. Jahrhundert wurden die Wände und Böden mit neuen Materialien verkleidet bzw. belegt.

2013 kauften die heutigen Eigentümer das Fachwerkgebäude von 27 weltweit zerstreut lebenden Eigentümern, begannen kurz danach mit dem Rückbau der Wandverkleidungen und legten die originalen Steinfliesen, Sandsteinplatten und Dielenfußböden frei. Erst danach waren die teils dramatischen Schäden an der Fachwerkkonstruktion sichtbar. Eine grundlegende Sanierung des Fachwerkskeletts unter Verwendung von altem Eichenholz und historischen Fachwerktechniken erfolgten durch den Zimmermeister. Dabei wurde eine seltene Entdeckung gemacht: Eine Reihe asymmetrisch und nicht mit Zapfenlöchern in Verbindung stehender Bohrungen zeigte sich als Verpflockungen (Verpropfungen): ein Hausschutzzauber für das Haus bzw. seine Bewohner. Solche Verpflockungen kommen in Deutschland nur in wenigen Fällen vor. In der Schweiz dagegen fand und findet man sie wesentlich häufiger als Schutzzauber gegen die Pest und insgesamt gegen Unglück.

Insgesamt wurde das Fachwerkgebäude - unter Bewahrung aller originalen Details - wie z. B. der Reste eines Taubands in der Fassade saniert, eine gute Wärmedämmung innen mit acht Zentimeter Holzwolleleichtbauplatten eingebaut, die Wände mit Lehmputz versehen, das große Schaufenster zurückgebaut und die vorhandene Gittertür durch eine aufgearbeitete historische Eingangstür ersetzt.

Die Bauherren haben dabei mit großem Mut, persönlichem Einsatz, hohem Aufwand und vor allem viel Liebe in ein kleines Haus investiert und das Gebäude in eine Schatztruhe gewandelt. Dass der Architekt, Dirk Sonemann, Miteigentümer des Fachwerkhauses ist war ein wesentlicher Faktor der sehr erfolgreichen Sanierung.

Für die außerordentliche und sensible Sanierung des Handwerkerhauses in der Bergstraße 12 in Celle verleiht die Jury Frau Dörte Hirschfeld und Herrn Dirk Sonemann den 3. Preis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Sonderpreis - Prinzengasse 1, Celle

Ein Stück Stadtgeschichte von Celle

Das Haus Prinzengasse 1, das nach dem Celler Bauhistoriker Cassel von 1533 bis 1617 als Rathaus diente, wird in dieser Quelle bereits 1533 genannt, nach anderen Quellen 1566 als Stadthaus "des Rade bode", des Stadtschreibers. Insgesamt hat das große Fachwerkgebäude eine bewegte und für Celle bedeutende Geschichte mit Bewohnern wie dem kaiserlichen Notar Balthasar Hildebrand im 17. Jahrhundert und Senator Johan Vollbracht im 19. Jahrhundert hinter sich. Von 1831 an wurde es zunächst das Hotel Hamburg und seit 1861 bis in das 20. Jahrhundert das Hotel "Zum Kronprinzen" mit einer Unterbrechung 1919 als Soldatenheim.

Die auch baulich bewegte Geschichte ist dem Gebäude anzusehen. Das Fachwerkgerüst mit den Doppelständern zwischen den Fenstern und noch mehr die schwungvoll und mit Voluten geschmückten Gaupenfronten und großen Teilen des Innenausbaus zeigen heute insbesondere Substanz aus der Barockzeit.

Anlässlich der 2016 begonnenen und 2019 abgeschlossenen Sanierungsphase hat der Eigentümer eine Außensanierung durchgeführt, weit mehr aber das Innere des Gebäudes neu gestaltet. Im Erdgeschoss sind Räume für die öffentliche Hand (Stadtwerke) und den Einzelhandel eingerichtet und in den Obergeschossen Wohnungen in feinster Ausstattung und ausgezeichneter handwerklicher Arbeit entstanden.

Dabei wurde die Heizung von Öl auf Gasbrennwerttechnik umgestellt und zusätzlich Dämmmaßnahmen durchgeführt. Die Eingangspartie wie auch das Treppenhaus wurden neu und funktionell gestaltet und dabei ein Lastenaufzug über die Kellertreppe installiert. Die Wohnungen wurden in einen Standard, der mindestens Neubaustandard entspricht, versetzt. Dabei wurden im Obergeschoss wie im Dachgeschoss Terrassen angelegt und eine Flachdachfäche begrünt.

Für die sorgfältige Sanierung und den Ausbau von zeitgemäßen Wohnungen in einem wichtigen Celler Bürgerhaus wird Frau Erika Dopheide der Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises verliehen.

 



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Sonderpreis - Speckstraße 7, Hann. Münden

Außergewöhnliches Bürgerschaftliches Engagement

 

Bei dem viergeschossigen Fachwerkhaus Speckstraße 7 ist die jüngste Sanierungsgeschichte ein wesentlicher Teil des heutigen Wertes des Gebäudes.

Mit einem außergewöhnlichen bürgerschaftlichen Engagement hat die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt in handwerklicher, denkmalpflegerischer wie auch sozialer Hinsicht ein vom Bauzustand her schwieriges Fachwerkhaus als Modellfall zukunftsfähig gemacht.

Die beiden unteren Geschosse des Vorder- und Hinterhauses in der Speckstraße 7 wurden um 1600 errichtet. Um 1613 wurde auf das Vorderhaus ein Stockwerk aufgesetzt. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde der Anbau an das Vorderhaus angefügt und wiederum danach auf dem Hauptgebäude und dem Anbau ein weiteres (viertes) Stockwerk aufgerichtet. Diese bereits schwierige bauliche Situation, die an der Fassade durch die Strebenart und Strebenanordnung ablesbar ist, wird erschwert durch zahlreiche Veränderungen und Umbauten. Die Besitzer des Gebäudes beschäftigten sich insbesondere mit Lohgerberei, Lederfabrikation und Lederhandel. Seit 2004 stand das Gebäude leer, 2013 nahm sich die Bürgergenossenschaft der Fachwerkruine an.

Mit einem modellhaften "Event", viel Mut und Bürgersinn wurde die Herausforderung angenommen. In 9x24 Stunden sollte das Gebäude mit freiwilligen Helfern, Spenden und Sponsoren bei geringem Eigenkapital saniert werden. Dies gelang nicht ganz in den neun Tagen, aber die neun Tage haben zu einer Bewegung für das Fachwerk, mehr noch für die Stadt Hann. Münden, geführt. 190 Helfer und Profis leisteten mehr als 10.000 Arbeitsstunden, die gesamte Versorgung und ein großer Teil des Materials wurden gespendet und vor allem: nach den neun Tagen wurde mit einer "Kernmannschaft" weiter gemacht, sodass das Gebäude seit 2019 strahlt wie es wohl nie in seiner Geschichte vorher gestrahlt hat.

Das Beispiel zeigt nicht einen Glücksfall, sondern einen außergewöhnlichen Modellfall bürgerschaftlichen Engagements.

Im Rahmen der Sanierung erhielten alle Gebäudeteile neue Bodenplatten und Dächer. Die Fachwerkkonstruktion wurde durch Reparaturen, Austausch und Verstärkungen wieder stabilisiert. Weiter wurde das gesamte Gebäude durch eine innere Stampfleichtlehmdämmung und Celluloseflocken im Dach energetisch aufgewertet und dabei insgesamt bei dem Einsatz aller Materialien auf ökologische Maßstäbe Wert gelegt. Der Ausbau erfolgte in einem gehobenen Standard. Die Architekten- und Ingenieurleistungen wurden wie die Initiative insgesamt von den Mitgliedern der Genossenschaft, allen voran Frau Sabine Momm, Herrn Bernd Demandt und Herrn Burkhard Klapp erbracht.

Den Mut und Enthusiasmus und den durch Anpacken gezeigten Bürgersinn, ein weit heruntergekommenes Fachwerkgebäude in einer großen Gemeinschaftsleistung - von 2013 bis 2019 -  modellhaft zu sanieren, würdigt die Jury mit dem Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises für die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Sonderpreis - Papenberg 14, Helmstedt

Barocke Pracht im Norden

Helmstedt verfügt im Stadtkern über viele Hundert Fachwerkbauten, von der Gotik bis zur Gründerzeit. Das Haus Papenberg 14 ragt stadtbildprägend heraus.

1764 wurde das dreigeschossige Fachwerkhaus mit dem großen Zwerchgiebel, der deutlich eine Mittelachse betont, im Stil nordischen Barocks und des Übergangs zum Klassizismus errichtet. Während der Gesamtbau sich dabei an eine ruhige, klassische Maxime hält, sind die Details wie das Portal noch barock. Das repräsentative Fachwerkgebäude diente als Syndikatshaus des Klosters St. Ludgeri, danach als Pfarrhaus der Kirchengemeinde St. Stefanie bevor es zum Wohnen umgenutzt wurde.

Die denkmalpflegerische Zielstellung - in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde, Frau Noll, erarbeitet - wie auch energiesparende Maßnahmen wurden bei konsequenter Erhaltung der originalen Formen und Details mit gutem Ergebnis erreicht. So wurden behutsame Grundrissänderungen zu abgeschlossenen Wohnungen durchgeführt und dabei z. B. nicht mehr benötigte barocke Türen reversibel verschlossen. An der fachwerksichtigen Fassade zur Straßenseite wurde innen mit Holzweichfaserplatten, auf der Hofseite unter dem Ziegelbehang und im Dach auf der obersten Decke eine zusätzliche Dämmschicht eingebaut.

Die Fachwerkwände wurden repariert, der Lehmputz innen ergänzt und die bauzeitlichen Dielenfußböden sowie die Fliesen im Treppenhaus und die originalen Barocktüren einschließlich der Beschläge, das Eingangsportal und die Kreuzstockfenster repariert. Schließlich wurden Dach und Rückseite mit regionaltypischen Krempziegeln eingedeckt und für die Anstriche Leinöl und Silikatfarbe eingesetzt. Das Fachwerkhaus strahlt wieder repräsentative Würde aus.

Die Eigentümer, Familie Schultz, haben dabei mit mehr als 270 Arbeitsreisen von Berlin nach Helmstedt persönlich einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen geleistet. Das Architektenteam der herausragenden Sanierung, Schulte-Heuthaus, brachten die Eigentümer aus Berlin mit. Die sensiblen Handwerksleistungen wurden im Wesentlichen von Handwerkern aus Helmstedt erbracht.

Für die vorbildliche Sanierung mit dem Erhalt umfangreicher originaler Substanz des Hauses Papenberg 14 in Helmstedt verleiht die Jury Frau Sigrid und Herrn Werner Schultz den Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Sonderpreis - Burggasse 2, Treysa, Altstadthotel Treysa

Schmuckes Hotel im Zentrum

 

1537 wurde das Fachwerkhaus Burggasse 2 - schon damals in prominenter Lage, gegenüber der Totenkirche - in Treysa errichtet. Den Dreißigjährigen Krieg überstand das Gebäude nicht und nachdem die Schrecken des Krieges überwunden waren und die Menschen auch wirtschaftlich wieder planen und bauen konnten, errichtete man es 1690 neu.

Das zweigeschossige, giebelständige Fachwerkgebäude mit Satteldach und einem Krüppelwalm ist von einer soliden, gut dimensionierten Fachwerkkonstruktion mit Streben in der Mannform geprägt. Die Brüstungen sind mit Andreaskreuzen und Kurzstreben geschmückt, der barocke Baustil zeigt sich in Details wie der feinprofilierten Eingangstür, den geschnitzten Säulen und Spiralen auf den Eckständern, aber auch an den Treppengeländern im Innern.

Der neue Eigentümer und die Besitzerin haben das Fachwerkgebäude in den letzten Jahren denkmalgerecht und sorgsam saniert und es einer neuen Nutzung zugeführt: Ein Hotel mit zunächst vier Zimmern und neun Betten. Weitere Hotelzimmer sind in Planung.

Die handwerkliche Arbeit wurde sensibel und liebevoll ausgeführt, viele Baudetails blieben im Original erhalten. Dabei wurde die Energieeffizienz durch innen aufgebrachte acht bis zehn Zentimeter dicke Holzfaserdämmplatten wesentlich verbessert. Architekt der erfolgreichen Maßnahme ist Johannes Biskamp.

Mit dem Altstadthotel wurde das Straßen- und Stadtbild von Treysa wesentlich bereichert und es steht zur Verbesserung von Infra- und Touristikstruktur im Herzen der Stadt Treysa ein Familienhotel zur Verfügung.

Für die herausragende Sanierung und das gelungene Konzept zur Umnutzung für das Haus Burggasse 2 in Treysa verleiht die Jury Frau Martina Raasch und Herrn Georg Schlamann den Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Sonderpreis - Blankenburger Str. 3, Wernigerode

Ackerbürgerhaus im neuen Glanz

Wohl im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde das Wohnhaus des landwirtschaftlichen Betriebs Blankenburger Str. 3 in Benzingerode errichtet.

Das solide Ackerbürgerhaus in Weichholzfachwerk mit einem repräsentativen Eingang und zweiläufiger Treppe zur Blankenburger Straße wurde von seinen Eigentümern in zäher Kleinarbeit von 2013 bis 2015 mit größtem Respekt vor dem Denkmal sensibel saniert.

Praktisch alle historischen Materialien und Baudetails wie die Fliesen, die breiten Fußbodendielen aus der Bauzeit, der Kellerabgang und das Oberlicht über der Eingangstür wurden freigelegt und erhalten. Die Eingangstür wurde durch eine historisch gut eingepasste Tür ergänzt. Die Hofseite des Gebäudes erhielt einen neuen Wetterschirm aus waagrechten und senkrechten Verschalungselementen in den historischen Formen und Details des Harzes.

Mustergültig sind dabei nicht nur die Handwerksarbeiten, sondern auch die energiesparenden Maßnahmen mit einer Primärenergieeinsparung von ca. 80 % gegenüber dem früheren Verbrauch. Dazu wurde der Kellerboden mit Schaumglas gedämmt, alle Sichtfachwerkwände erhielten eine Innen-  und die brettverschalten Wände eine Außendämmung, ebenso wurde die Dachdecke gedämmt. Darüber hinaus wurde die Anlagentechnik mit einer Gastherme wesentlich verbessert.

Es entstand ein Wohnhaus mit hohem Wohnkomfort, regionaltypisch und das Straßenbild mit der gegenüberliegenden Erlöserkirche prägend. Vieles haben die Eigentümer dabei selbst angepackt und damit den Erfolg entscheidend beeinflusst. 

Für die sorgfältige sensible Sanierung des Ackerbürgerhauses Blankenburger Str. 3 in Benzingerode, OT von Wernigerode verleiht die Jury Frau und Herrn Heike und Henry Kleemann den Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Sonderpreis - Friedrichstraße 99 c, Wernigerode

Die Gründerzeit glänzt wieder

Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde die Friedrichstraße in Wernigerode mit zahlreichen schmuckvollen Villen bebaut. Herausragend in Größe und baulichem Aufwand ist dabei die 1910 errichtete Fachwerkvilla Friedrichstraße 99 c. Der mächtige Baukubus ist mit einem Risalit mit Zwerchhaus und Krüppelwalmabschluss und einem feingliedrigen, achteckigen Erkerturm gut gegliedert. Dazu kommt Fachwerkschmuck mit Andreaskreuzen, Feuerböcken und Viertelkreishölzern. Ein besonderes Element sind die Auflager der Schwebegiebel mit Füllungen in "Laubsägearbeit".

In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde Wernigerode, Frau Heike Vehlhaber, wurde die denkmalpflegerische Zielstellung, d. h. die Herausstellung des gründerzeitlichen Charakters konzipiert und dann konsequent realisiert. Dazu wurden als erste Maßnahme die Verkleidungen aus Asbestzementplatten abgenommen. Dann wurde das Fachwerkskelett in handwerklich solider Arbeit durchrepariert, wobei größere Austauschmaßnahmen am Erker notwendig waren. Weiter wurden die senkrecht verleisteten Holzverschalungen mit der originalen feinen Profilierung repariert bzw. erneuert. Die Fenster wurden in der alten Teilung rekonstruiert und die energetische Sanierung mittels einer acht Zentimeter dicken Zellulosedämmschicht innen und Zwischensparrendämmung im Dach erreicht. Dadurch konnten auch an Ortgang und der Traufe die historischen Proportionen erhalten werden.

Schließlich wurden die originale Eingangstür, alle zweiflügeligen Wohnungseingangstüren und die Zimmertüren mit Rahmen und Füllung sowie das gesamte Treppenhaus erhalten und neu gefasst.

Ein bedeutendes Denkmal wurde hervorragend saniert und drei Wohnungen mit gehobenem Standard in einer guten Wohnlage geschaffen.

Der Eigentümer konnte dabei mit seinem handwerklichen Malerbetrieb wesentlich zu dem guten Ergebnis beitragen.

Für die handwerklich herausragende Sanierung der Gründerzeitvilla Friedrichstraße 99 c in Wernigerode wird Frau Jacqueline und Herrn Jens Englich von der Jury der Sonderpreis im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises verliehen.



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Auszeichnung - Hauptstraße 28, Nehren, Gasthof Schwanen

Das Gasthaus bleibt im Dorf

Der Anfang eines Buchtitels "Das Gasthaus bleibt im Dorf" trifft die Situation in Nehren sehr präzise. Mit der Sanierung des Schwanen ist aber nicht nur gesichert, dass das Gasthaus wieder im Betrieb ist, vielmehr ist das Konzept der Gemeindegremien und der Verwaltung aufgegangen, mit dem Gasthaus, dem Hotel und dem Gemeinschaftsraum in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses das Zentrum Nehrens als Mitte der Gemeinde deutlich zu fixieren und auszubauen.

1698 oder früher wurde das Gasthaus Schwanen in der typischen Form der Fachwerkhäuser zwischen der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald, breit gelagert, firstständig mit hoch aufragendem Giebel und strukturierenden Wetterdächern errichtet. Das stattliche Gebäude "kam in die Jahre", der Gasthausbetrieb wurde eingestellt und so wurde eine generelle Sanierung, aber auch die Aufnahme zusätzlicher Funktionen notwendig. Die Gemeinde Nehren nahm sich "ihres Schwanens" und dem danebenstehenden "Rot-Kreuz-Häusle" an und im August 2015 wurde mit dem Umbau und der Sanierung unter Leitung des Münsinger Architekten Andreas Hartmaier begonnen.

Dazu wurde das Hinterhaus des Schwanen und das Rot-Kreuz-Häusle rückgebaut, wobei im neuen Anbau mit dem Saal die historische Fachwerkfassade des Rot-Kreuz-Häusles integriert wurde. Der Schwanen selbst wurde mit einer Stahlkonstruktion stabilisiert und dabei auch erdbebensicher gemacht. Im Ergebnis entstand ein funktioneller und rationeller Gebäudekomplex mit Gaststätte, Saal und einem Hotel mit sechs Zimmern, jedes liebevoll und individuell nach einem Motto gestaltet.

Das bedeutende Baudenkmal, der Schwanen, erstrahlt in historischer Fassung, mit neuem Glanz: Vom steinsichtigen Sockel über die Fachwerkfassung im Ochsenblutfarbton, abgeriebenem Verputz in den Gefachen und einem Begleitstrich, mit den zierlichen Wetterdächern und dem großen geschmiedeten Ausleger des "Schwanens".

Für das außerordentliche soziale Konzept mit der Sanierung eines in die Jahre gekommenen bedeutenden Fachwerkgebäudes würdigt die Jury die Gemeinde Nehren, allen voran Ihren Bürgermeister Egon Betz, mit einer Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.

 

 



 


 Foto: M. Gerner
Foto: M. Gerner.

Auszeichnung - Weidebrunner Gasse 13, Schmalkalden

Ein Fachwerkhaus zeigt seine Geschichte

Schon lange vor dem Bau des Hauses in der Weidebrunner Gasse 13 im Jahre 1369 war der Platz bebaut und nach den archäologischen Funden wurde hier Metall veredelt oder verarbeitet: Von daher erhielt das Fachwerkhaus den Beinamen "Schmiedehof".

Das mittelalterliche Fachwerkhaus, ein zwei- bis dreigeschossiger Geschossbau mit einem Oberstock in Stockwerksrahmenkonstruktion und darüber einem Satteldach mit Zwerchhaus steht traufständig zur Weidebrunner Gasse. Das Fachwerkhaus hat vielen Funktionen wie zum Beispiel am Ladeneinbau in der Erdgeschossfassade sichtbar, dienen müssen und wurde dazu auch vielfach verändert und umgebaut.

Von Beginn der Sanierung an wurde deshalb von den Beteiligten, der Stadt Schmalkalden, der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Schmalkalden, dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Förderverein "Weidebrunner Gasse 13 - Ständerbau von 1369" und  Architekt Jens Büttner nicht nur ein Sanierungskonzept, sondern auch ein Konzept zur methodisch-didaktischen Darstellung eines Geschichtsdenkmals für Schmalkalden entwickelt.

Unter dieser Prämisse war es oberstes Ziel, möglichst viel Originalsubstanz aus vielen Zeitschichten zu erhalten und das Haus in wesentlichen Teilen nicht neu zu nutzen, sondern es selbst mit vielen Details dokumentarisch seine Geschichte erzählen zu lassen. Es wurde deshalb nur behutsam entkernt und mit der Freilegung, z. B. übereinanderliegender Schichten, "Blicke" in die Geschichte geöffnet. Dabei wurde die vorhandene Konstruktion nur - auch mit einer deutlich abgesetzten Stahlkonstruktion - stabilisert und wenige neue Teile eingebaut. Zu diesen wenigen Teilen gehört in einem unter 1,5 Meter hohen Raum eine Glasbrücke mit Schaufenstern, d. h. Leuchtkästen mit Funden, über die die Besucher, insbesondere Kinder, kniend rutschen, um so in die Geschichte einzutauchen. Als Ausnahme, aber  mit Respekt zur Forderung von CO2-Einsparungen wurden die Außenwände mit einem mineralischen Dämmputz versehen und die vorhandenen Fenster zu Kastenfenstern erweitert.

Neben der musealen Hauptnutzung wurden Vereinsräume, eine Wohnung und eine Kunstgalerie in dem sonst "mittelalterlichen" Gebäude eingerichtet. Der "Förderverein Weidebrunner Gasse 13 - Ständerbau von 1369" sorgt mit dem Eigentümer, der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Schmalkalden GmbH, für die Unterhaltung und den Betrieb des Gebäudes.

Für die herausragende Sanierung, mehr das Konzept und die Realisierung zur Darstellung eines bedeutenden Geschichtsdenkmals der Stadt Schmalkalden verleiht die Jury  der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Schmalkalden GmbH und dem Förderverein "Weidebrunner Gasse 13 - Ständerbau aus dem Jahre 1369" mit seinem Vorsitzenden, Herrn Eckhard Simon, eine Auszeichnung im Rahmen des Deutschen Fachwerkpreises.