Lifestyle Fachwerk - modern leben in alten Häusern

Über 1000 Jahre bauten die Bürger Europas ihre Häuser in Fachwerkkonstruktionen. Das zentrale Europa war eine einzige große Fachwerkkulturlandschaft und ist es in vielen Teilen noch heute. Dabei hat allein Deutschland noch einen Bestand von circa 2,4 Mio. Fachwerkgebäuden. Fachwerk bestimmte das Leben der Bürger, aber - und dies vielfach bis heute - auch das Aussehen der Städte. Fachwerkhäuser, die oft als alt, unmodern oder baufällig kategorisiert werden, bergen - ganz im Gegenteil zu den herrschenden Vorurteilen - ein großes Potential für modernes, klimafreundliches und individuelles Wohnen.

Unter dem Slogan "Lifestyle FachWerk" setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte für eine Schärfung des öffentlichen Bewusstseins gegenüber unserem Kulturgut "Fachwerk" ein, denn unsere Fachwerkhäuser haben nicht nur das Potential, durch die Pflege ihrer Außenfassaden einen erheblichen Einfluss auf das Aussehen unserer Altstädte zu nehmen. Vielmehr ermöglichen die historischen Gebäude zumeist einen außerordentlichen Lebens- oder Arbeitsstil zum Wohnen, Arbeiten und (Er-)leben. Diese Möglichkeiten zeigt die Arbeitsgemeinschaft an mehreren Beispielen in unseren Mitgliedsstädten exemplarisch in der neuen Broschüre und auf ihrer Homepage auf.

Es wird auf vielfältige Weise dargestellt, welche baulichen und wohnlichen Potentiale Fachwerk bietet und wie alte Baustrukturen mit den modernen Ansprüchen an das Lebensumfeld erfolgreich miteinander vereinbar sind.

 



 


 Fotos: Laura Plugge
Fotos: Laura Plugge

Residieren in Bad Camberg

 "Residieren in Camberg" - so betitelte Ende der 1990er Jahre ein Makler das Gebäude in Bad Camberg und liegt damit gar nicht so falsch. Zwar handelt es sich bei dem Tiefenbachhaus aus dem Jahr 1592 um kein Schlösschen am Berge oder eine Villa in grüner Aue, doch liegt das Haus direkt am Marktplatz der Stadt und erweckt durch seine Größe, seine kunstvolle Gestaltung und seine Geschichte einen erhabenen oder, wenn man so will, einen gar königlichen Charakter. Fest steht: Jeder Besucher, ob Gast oder Bewohner der Stadt, wirft automatisch einen Blick auf das Haus.

Mit viel Liebe zum Detail kümmern sich die Besitzer um das reich verzierte Patrizierhaus sowohl an der Außenfassade als auch um die Inneneinrichtung. "Das Haus war in seinen 400 Jahren noch nie fertig" - eine Aussage des Eigentümers, welche die Arbeit und Zeit, die in das Haus investiert wurden und weiterhin auch noch werden, sehr gut zusammenfasst. Doch nur so kann das Gebäude in der Pracht erscheinen, in der es heutzutage am Marktplatz in Bad Camberg zu bewundern ist.



 


 Fotos: Dirk Hedderich
Fotos: Dirk Hedderich

Home - Smart Home

Das ehemalige Wohnstallhaus in der Innenstadt Butzbachs war bereits zum Abriss vorgesehen, bis ein Fachwerkbegeisteter die Ressource Fachwerk erkannte.

Das Fachwerk wurde nicht nur saniert, sondern revitalisiert.

Die komfortable Ausstattung ist "hochmodern", ein Smart Home, und die Haustechnik, mit einem Mini-Blockheizkraftwerk beginnend, erfüllt höchste Ansprüche an den Heizkomfort, aber auch an Energieeinsparung und CO2-Ausstoß.



 


 Fotos: Mark Seelen
Fotos: Mark Seelen

"Der Löwe" in Duderstadt

Die "erste Adresse" neben dem Rathaus in Duderstadt im Eichsfeld ist das "Hotel zum Löwen".

Mehrere Sichtfachwerkbauten, aber auch verputzte und verkleidete Fachwerkgebäude und eine Fachwerkscheune wurden zu einem Baukomplex zusammengefasst, der nach außen nicht nur die kleinteilige Parzellenstruktur aufrechterhalten hat, sondern auch die Charakteristika der Einzelbauten aus verschiedenen Bauepochen deutlich herausstellt.

Im Innern der Fachwerkbauten erwarten den Gast Strukturen, die nicht etwa die Fachwerkkonstruktion verbergen, sondern herausheben. Die räumlichen Qualitäten bauen auf einer phantasievollen Innenarchitektur und die Zukunft vorausnehmende Haustechnik auf. Von der Rezeption über die Restaurants, die Bierbrauerei "Heimatliebe" mit dem Bierkeller und den Wellnessbereich bis zu den Gästezimmern strahlt der Löwe anspruchsvolle Behaglichkeit aus.



 


 Fotos: Thunert
Fotos: Thunert

Die "Gute Stube" Eppingens

Die "Alte Post", der Gasthof "Ochsen" und heute Wohn- und Geschäftshaus: Das sind die Stationen der Fachwerkhäuser Brettener Straße 2 und 2a in Eppingen. Die beiden stolzen Fachwerkhäuser sind von 1558 bis 1756 errichtet beziehungsweise verändert worden. Insbesondere das Fachwerk des Hauses Brettener Straße 2 zeigt reichen Renaissance-Schmuck mit Männern, Feuerböcken, Türkenkreuzen, Andreaskreuzen und Schnitzwerk.

Die beiden Fachwerkhäuser stehen prominent am Eppinger Marktplatz, der guten Stube der Stadt, und sind jetzt ein bedeutendes Stück der Platzwände.

Mit großer Sensibilität für das Denkmal wurde eine Innenarchitektur entworfen und realisiert, die Fachwerkatmosphäre mit modernen Wohn- und Arbeitsstandards verbindet.

 

 



 


 Fotos: Laura Plugge
Fotos: Laura Plugge

Neues Leben in der stillgelegten Brauerei

Die Fachwerkhäuser des Hofschreiners Joh. Michel Hofmann aus dem Jahre 1704 haben eine bewegte Historie hinter sich. Zunächst dienten die Gebäude als Wohnungen, dann wurde ein Brauhaus eingerichtet, später kam eine Gaststätte hinzu und jetzt wird die Immobilie wieder bewohnt.

In der jüngeren Sanierung ist eine Wohnanlage mit einer über zwei Geschosse reichende Loft entstanden, die keine Wünsche zum modernen Wohnen in einer außerordentlichen Atmosphäre offenlässt.



 


 Fotos: Roland Rossner
Fotos: Roland Rossner

Der Phönix aus der Asche

Das stattliche zweigeschossige Fachwerkhaus in Leichlingen wurde in seinem Kernteil 1512 errichtet, der Erweiterungsbau stammt aus dem Jahre 1745. Das Gebäude zählt damit zu den ältesten Fachwerkhäusern des rheinisch-bergischen Kreises, zeigt eine klare Grundrissstruktur und konstruktive Besonderheiten, wie die Geschossbauweise und die Schwellriegelkonstruktion.

Lange Zeit war das Fachwerk unter Blechtafeln versteckt und bis 2003 hatte sich ein erheblicher Bauunterhaltungsrückstand angestaut.

In einjähriger Bauzeit wurde das Fachwerk behutsam saniert, insbesondere wurde Wert auf die möglichst weitgehende Erhaltung historischer Bausubstanz gelegt. Jetzt strahlt das Fachwerkhaus auf der einen Seite seine mehr als 500 jährige Geschichte, auf der anderen Seite aber eine nicht zu überbietende räumliche Atmosphäre aus. Der "Phönix aus der Asche" ist ein weiteres deutliches Beispiel, welche Ressourcen für einen hohen Wohnwert in historischen Fachwerkhäusern liegen.



 


 Fots: Roland Schneider
Fots: Roland Schneider

Nehrens alter und neuer Schwanen

Das Gasthaus Schwanen ist eines der ältesten Fachwerkhäuser Nehrens und vor allem eine bedeutende Traditionsgaststätte. 1764 wurde das Fachwerkgebäude neu auf den Grundmauern von Vorgängerbauten - einer davon aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts - errichtet. Der Fachwerkbau erlebte Höhen und Tiefen, Ende des 20. Jahrhunderts war er stark sanierungsbedürftig und es drohte weiterer Abstieg - vor allem in seiner Funktion als Gaststätte, als gesellschaftlicher Mittelpunkt. Dann nahmen die Bürger und der Gemeinderat das Schicksal des Schwanen gemeinsam in die Hand. Die Bürger entrümpelten und rissen ab. Die Gemeinde sanierte das Gebäude, eine Bürgergenossenschaft betreibt seit 2017 den Schwanen. Er entstand in Funktion und den Baustandards praktisch neu: Eine in die Zukunft weisende Gaststätte mit Hotel im originalen historischen Gewand.